Sonntag, 22. April 2018

José Viana da Mota



 ... (so die ursprüngliche Schreibweise, später vielfach auch »Vianna da Motta« geschrieben) wurde heute vor 150 Jahren auf der Insel São Tomé, damals eine portugiesische Kolonie, geboren und war zu seiner Zeit (er lebte bis 1948) der wohl bekannteste Komponist seiner Nation. Passend daher, daß er seine Symphonie op. 13 »An das Vaterland« (»À Pátria«) nannte. In ihr versucht er in vier höchst unterschiedlichen Sätzen — dem »Allegro heroico« des ersten, einem lyrisch-verträumten Adagio, in den Tanzweisen des Scherzos und schließlich dem dramatischen Finale, das den Niedergang und das Wiedererwachen des Nationalstolzes zu Ende des 19. Jahrhundert thematisiert, als die damalige »Supermacht« Großbritannien Portugal zu einer Art Kolonie degradieren wollte — den Charakter Portugals in Musik zu setzen, ohne jedoch dabei in platte Programmusik zu verfallen. Ein frühes, wahrhaftiges Meisterwerk, das eine öftere Aufführung auch außerhalb der Heimat verdienen würde!


Neben — und vor — seiner Komponistentätigkeit wurde er zu Lebzeiten international v.a. als Pianist berühmt: er war Liszt-Schüler — und was für einer! Seine Aufnahme von dessen »Totentanz« ist trotz der recht mäßigen Klangqualität beeindruckend, und doppelt beeindruckend angesichts des Alters des Pianisten im Jahr der Aufnahme (1945)!


Nicht ohne Berechtigung steht zur Interpretation des Stückes auf Youtube folgende Charakterisierung:
His style is noticeably more "modern" than that of the other Liszt pupils. All of his studio recordings come from 1928. However, this recording is from a live radio broadcast made in 1945. The Orchestra is the National Symphony Orchestra of Portugal, conducted by Pedros de Freitas Branco. The interpretation is vivid and extremely wild, and utterly unlike performances today. The introduction is made to sound like we are watching the opening credits for a Hammer Horror movie of ten years after this!
»Horror movie« ist vielleicht etwas zu plakativ — aber irgendwie doch treffend. Seine Interpretation von Chopins berühmter Polonaise As-Dur op. 53 beeindruckt trotz allen Rauschens und Knisterns.

Der Komponist Viana da Mota, der sich mit der Entwicklung der modernen Musik seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts nicht wirklich anfreunden konnte, verstummte ab 1910 allmählich — vielleicht auch wegen der vielen anderen, verantwortungsvollen Aufgaben: als Direktor des Konservatoriums in Lissabon, als Herausgeber der Klavierwerke von Franz Liszt etc. ...

Hochgeehrt in seiner Heimat, doch in der weiten Welt allmählich vergessen, starb Viana da Mota am 1. Juni 1948 als letzter Liszt-Schüler, mehr als sechzig Jahre nach dem Tode seines großen Lehrers. Am Ende dieses kleinen Erinnerungsartikels stehe eine Aufnahme, in der der Komponist und Pianist gleichermaßen zu Wort kommt — »Valsa caprichosa«, op. 9 No. 3:




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