Samstag, 7. April 2018

Der toiflische Putin

von Fragolin

Irgendwie habe ich mich schon gefragt, wann das absolut tödliche russische Nervengift, mit dem der toiflische Putin angeblich höchstpersönlich seinen ehemaligen Doppelagenten aus dem Weg räumen wollte, auch wirklich tödlich wirkt. Bisher sah es da ja ziemlich mau aus.
Dabei handelt es sich bei den Novichok-Giften, von denen ja angeblich eines für das Attentat verwendet wurde, um extrem hochtoxische Nervengifte. Und Nervengifte sind keine Blähungen verursachende Substanzen, von denen man sich wieder erholt. Wie der angeblich vergiftete Polizist, der schon am nächsten Tag aus dem Krankenhaus nach Hause gehen durfte oder auch die Tochter des Herrn Skripal, die die gleiche angeblich mit Nervengift bestrichene Klinke angefasst haben soll und sich jetzt schon wieder pudelwohl fühlt.

Ist ja schon eine Weile her, dass ich während meiner Zeit bei den uniformierten Streitkräften ein bisschen Unterricht über Nervengifte hatte, aber ein paar Dinge sind mir hängengeblieben. Man wollte ja wissen, was einen so erwartet, wenn man sich den Schnuffi umschnallen muss weil ringsum die Leute zuckend und mit Schaum vor dem Mund zusammenbrechen. Die auch den Schnuffi aufhaben. Weil das Ding eh für die Fisch‘ ist, weil diese Gifte bereits als winzigste Tröpfchen auf der Haut absolut tödlich wirken und schon längst mit ihrer Arbeit fertig sind, bevor man sich die Gummihaut übergezogen hat.

Nervengift-Kampfstoffe dringen über alle Wege, also auch die Haut, in den Körper ein und beeinflussen sofort das Nervensystem, indem sie, wenn ich mich recht erinnere, jene Enzyme, die als Neurotransmitter die Informationsweitergabe über die Synapsen regeln, chemisch zersetzen. Durch den Blutkreislauf verteilen sie sich im ganzen Körper, durchdringen auch die Blut-Hirn-Schranke und zerstören auch dort die Verbindungen zwischen den Nervenzellen. Und zwar, das ist der Clou, meist irreparabel.
Was bedeutet das jetzt?

Wer von einem Nervenkampfstoff vergiftet wurde, bekommt epileptische Zuckungen, Muskelerschlaffung, Funktionsstörungen der Organe und am Ende wird die Schaltzentrale kaltgestellt und knipst die Lichter aus. Dauert je nach Konzentration nur wenige Sekunden bis wenige Minuten oder gar Stunden und ist sehr unangenehm, weil es bei vollem Bewusstsein beginnt und erst nach dem Überwinden der Blut-Hirn-Schranke zur Formatierung der Festplatte führt.

Es gibt faktisch keine Unterkonzentration, kein zu wenig. Es kann zu wenig sein zum Sterben, ist aber niemals zu wenig für Schäden. Und zwar meist irreparable Schäden. Das Zeug wirkt so, dass man sich eben nicht mal für ein paar Tage in ein Bett legt, vielleicht ein Gegenmittel schnupft und dann ist alles wieder gut. Nein. Es kommt zu schweren Funktionsstörungen in der Muskulatur und den Organen, die nur durch eine sehr langwierige Dauertherapie mit chemischen Substanzen, die die Arbeit der Neurotransmitter übernehmen, abgemildert werden können. Hat es die Blut-Hirn-Schranke einmal überwunden, schädigt es das Hirn irreparabel. Da bleibt ein sabbernder Haufen Elend übrig. Funktioniert wie bei den harten Drogen, die ja bekanntlich auch Nervengifte sind und dauerhafte Schäden anrichten, auch wenn man damit wieder aufhört.

Mag sein, dass man uns als kleinen Soldaten einen Haufen Ekel und Angst eintrichtern wollte, aber im Großen und Ganzen ist bei mir hängengeblieben, dass Nervengift kein Gift ist, von dem man Bauchweh bekommt, das dann wieder vergeht, sondern eben darauf baut, dass solche komplizierten Dinge wie Verdauung übergangen werden und der direkte Weg in die Schaltzentrale gegangen wird.
Und da in Salisbury, direkt neben einem chemischen Forschungslabor, was natürlich ein zu vernachlässigender Faktor ist und nur Zufall sein kann, greifen mehrere Menschen angeblich eine mit einem solchen Nervengift kontaminierte Türschnalle an und erholen sich nach ein paar Wochen wieder? Bei dem Banker Kiwelidi genügte ein leicht mit einem Novichok-Gift benetzter Telefonhörer, um nicht nur ihn zu töten sondern auch seine Sekretärin, die die Rettung damit gerufen hat und sogar den Gerichtsmediziner, der die Leiche obduzierte. Bei Skripal kommt die Tochter, die angeblich in direkten Kontakt mit dem Gift kam, nach ein paar Wochen, und der Polizist, der den Vergifteten angegriffen hatte, sogar am nächsten Tag wieder pumperlg‘sund daher? Ich bin kein Chemiker, habe nur ein bisschen veraltetes Soldatenwissen. Aber für mich klingt das alles absolut nicht glaubwürdig.

Aber wie eingangs erwähnt, gibt es jetzt doch noch Todesopfer. Nämlich die Haustiere der Skripals. Zwei Meerschweinchen und eine Katze, wobei man diese gnädigerweise im erwähnten Chemielabor einschläferte. Bei uns macht sowas ein Tierarzt, in Großbritannien wird gleich mal ein chemischer Kampfstoff bei der Gelegenheit getestet. Die beiden Quieker fand man schon tot.
Dahingerafft vom toiflischen Putin und seinen toxischen Schergen?
Nein, vom Hunger.
Man hat die armen Viecher in dem ganzen Trubel einfach im versiegelten Haus verrecken lassen.
Ob das jetzt auch auf das Konto der Kriegsgründe gebucht wird, weiß ich nicht, aber schuld ist auf jeden Fall zweifelsfrei nur einer: der toiflische Putin!

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