Sonntag, 26. Oktober 2014

»Einem Neger kann man nichts weiß machen.«

Aus diesem einzigen Satz besteht der ganze letzte »Gang« — »Kaffee« — von Peter Marginters schwarzhumoriger Erzählungssammlung (bzw. Menüfolge) »Leichenschmaus«. Wer sich an diesem »Menü mit zehn skurrilen Gängen« (so der Untertitel) delektieren will, möge schnell zugreifen: wenn ich die Amazon-Anzeige richtig interpretiere — ein Exemplar, gebraucht, ist noch vorhanden. Bon appétit!

Der Autor Peter Marginter, von der Ausbildung Jurist, von Beruf Diplomat im Kulturdienst, »... nach einer mit Weisheit und Geduld ertragenen Krankheit" 73- jährig in Wien gestorben ...«, wie DerStandard 2008 in seinem Nachruf schrieb, wäre heute achtzig Jahre alt, und es ist höchst bedauerlich, daß er nicht mehr unter den Lebenden weilt! Für ihn selbst vielleicht weniger bedauerlich, denn heute wäre er in grünbewegten Städten wegen obigen Neger-Satzes sicherlich schon auf der Liste für auszusondernde Rassisten-Literatur (umschreiben lohnt nicht, da die Nachfrage für eine Neuauflage zu gering ...).

Marginters oft mit Herzmanovsky-Orlando und Meyrink verglichener Hang zu abseitig-skurrilem Humor macht seine Bücher — speziell für Nicht-Österreicher, ja ich würde sogar soweit gehen zu sagen: für Nicht-Wiener — zu einer einigermaßen »enigmatischen« Lektüre, die freilich ihre Mühsal der Dechiffrierung all ihrer Anspielungen und Insider-Gags mehr als lohnt. Ein »dankbarer Leser« jedenfalls hat zum kurzen, allzu kurzen Nachruf im »Standard« in aller bei Kommentarpostings angebrachten Kürze die richtige Würdigung dieses Autors formuliert:
Ich neige mich tief vor einem Könner, der mir schöne Stunden in meinem Lehnsessel beschert hat. Solche Literatur wird nie die Massen begeistern, da sie sich nicht zum prahlen eignet, nicht radikal ist, sondern ausgefeilt bis in Letzte. Marginter – danke und ruhe in Frieden.

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