Montag, 9. September 2013

Die Ratlosigkeit ist im Mainstream angekommen

Eigentlich wollte ich heute ja über ganz was anderes schreiben (vielleicht komme ich später noch dazu), aber dann fiel mein Blick auf einen Artikel Michael Fleischhackers, des ehemaligen Chefredakteurs der »Presse«:
Wer Veränderung will, muss SPÖ und ÖVP die Stimme verweigern

In der Schlussphase des Wahlkampfs konzentriert sich das politmediale Establishment darauf, die Oppositionsparteien als „unwählbar“ zu brandmarken. Hoffentlich funktioniert das nicht.

Derzeit wird allenthalben für die Endphase des Nationalratswahlkampfs klar Schiff gemacht. Damit wird auch das Ziel, das die etablierten Parteien und die etablierten Medien gemeinsam verfolgen, immer deutlicher: Es soll alles so bleiben, wie es ist. Das erklärte Ziel des politmedialen Komplexes ist die Neuauflage der Großen Koalition, eventuell ergänzt um die Grünen. Alles andere käme einem Experiment gleich, und Experimente gelten als gefährlich. Wer weiß, was dabei herauskommt.

Natürlich ist der Wunsch, dass im Wesentlichen alles so bleibt, wie es ist, genauso legitim wie der Wunsch nach Veränderung. Wer vom Istzustand profitiert, hat ein Interesse an seiner Fortsetzung, wer sich durch den Istzustand materiell, ideologisch oder politisch-ästhetisch eingeschränkt fühlt, plädiert für Veränderung. So weit ist das, was wir jetzt sehen, ziemlich gewöhnlich.

Ungewöhnlich ist eher, wie sehr sich die medialen Systemerhalter derzeit für Michael Spindelegger und seine ÖVP ins Zeug werfen. Je deutlicher sich abzeichnet, dass das medial inszenierte Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen SPÖ und ÖVP, das durch die Umfragerohdaten von Beginn an nicht gedeckt war, nicht stattfinden wird, umso schärfer wird gegen jene beiden neuen Gruppierungen geschossen ...
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Wenn sowas — wenngleich etwas versteckt in der Kolumne »Meinung: Fleischhacker am Montag«, und nicht als Leitartikel — sogar in einem klassischen Mainstream-Medium erscheinen kann, dann sind die Verfallserscheinungen des politmedialen Komplexes (der im Artikel auch exakt mit diesen Worten bezeichnet wird!) unübersehbar. Dann wird die für diese SPÖVP-Regierung eisern aufrechterhaltene Loyalität der Systemmedien (ORF, Krone, ProFormaNews, Österreich & Co.) unübersehbarer Ausdruck ihrer korruptiven Käuflichkeit: ein serviles Dankeschön quasi für die über 120 Millionen (!) Euro, die die beiden Regierungsparteien im Jahr 2012 an »ihre« Journaille durch Inseratenkampagnen und sonstige Zuwendungen herabregnen ließen.

Wer hätte gedacht, daß einmal in der »Presse«, dem Hort gutbürgerlicher Staatsgläubigkeit, ganz ähnliche Töne angeschlagen würden wie auf diesem — zwar ditto gutbürgerlichen, doch eklatant staatsungläubigen — Blog ...

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