Donnerstag, 28. Februar 2013

Nachrufe und Nachdenken

Das Archivalien- und Germanistendeutsch kennt bereits den »Vorlaß« eines Schriftstellers (oder dergleichen), der sich vom Nachlaß dadurch unterscheidet, daß der »Vorlassende« noch lebt. Schreckliches Wort, irgendwie ...

Nachrufe werden zwar mittlerweile von qualitätsbewußten (?) Zeitungen auf Vorrat geschrieben (schon wieder so ein »Vor-«Wort, das sich im nachhinein nur zu oft als ein Wechselbalg aus »Vorsicht« und »Unrat« entpuppt!), aber peinlichst bemüht um Himmels willen nicht publiziert. Schrecklich, wenn durch eine falsche Todesnachricht so ein Nachruf zum Zuruf an einen noch Lebenden wird ... Heym hat seine (durchaus lesenswerte) Autobiographie an diesem morbiden Gedankenspiel aufgehängt ...

Es gab unlängst einen Nachruf auf diesem Blog — einen von (wenigstens meiner, vielleicht nicht ganz zuverlässigen Erinnerung nach — andernfalls: Penseurologen, vor!) insgesamt fünf bislang: Manfred Gerlach, Ludwig Hirsch, Cissy Kraner, Georg Kreisler, Salman Taseer und eben jetzt »Zettel« ... allesamt Personen, die ich nicht persönlich kannte, und die mir dennoch viel bedeuten. Sonst gibt's nicht viel Gemeinsamkeiten — was hätten ein emeritierter Gelehrter, drei Chansonniers und zwei Politiker völlig unterschiedlicher Staaten und Gesellschaftssysteme schon gemein, außer dem, was mir wichtig ist und letztlich allein wichtig ist: sie waren Menschen — im Vollsinn dieses Wortes.

Bleiben wir kurz beim alphabetisch und zeitlich letzen, bei »Zettel«. In der Betroffenheit um seinen plötzlichen Tod wurde mit einem Mal erkennbar, wie vielen und wie unterschiedlichen Menschen seine Gedanken etwas bedeutet haben. Wem von so unterschiedlichen Medien wie der »Achse des Guten«, dem »American Viewer«, über Gudrun Eussner (mit einem wehmütig-humorvollem Cartoon), und den »Inselpfarrer«, bis zu »Politplatschquatsch« (letzere besonders berührend) etwas nachgerufen, nachgesagt, ja nachgeflüstert und -geweint wird — der war eben vor allem eines: ein Mensch, der den Menschen etwas zu sagen hatte.

Wie LePenseur gestern einem befreundeten Geistlichen schrieb: der Februar 2013 scheint ein Monat des Abschiednehmens zu werden. Noch wenige Stunden, und es ist zwar kein Nachruf, aber ein Nachdenken über ein dann zu Ende gegangenes Pontifikat anzustellen. Im alten Rom endete bekanntlich das Jahr mit dem Monat Februar (weshalb der »Dezember«, nach unserem mit Januar beginnenden Kalender der zwölfte, eben Monat zehn — decem — dieser antiken Zählung ist). Mit dem Monat März — dem Kriegsgott Mars geweiht, denn mit Winterende begannen traditionell wieder die Kriegshandlungen, die »im Winterquartier« unterbrochen worden waren — fängt also eine neue Periode, eine neue Zeitrechnung an.

Und, wollen wir hoffen: keine, die dem Monats-Namensgeber allzu sehr gerecht wird ...

Mittwoch, 27. Februar 2013

Orwell wäre stolz

Vermutet Frank Meyer in seinem heutigen Artikel »Wenn Politische Korrektheit Amok läuft« wohl völlig zu recht:
Haben Sie das auch gehört? Es gibt immer noch so böse Begriffe wie “arbeitslos”, “alleinerziehend” und auch “Vollkaskomentalität”. Die Worte gehören den Leuten ausgetrieben, geht es nach Ansicht der Experten der Nationalen Armutskonferenz (nak). Dabei handelt es sich nur um drei von 23 bösen (nicht ganz so guten) Worten, um die es die deutsche Sprache dringend zu “entreichern” gälte…

Schon der Begriff “Nationale Armutskonferenz” scheint mir irreführend in Zeiten, in denen der Aufschwung keine Armut mehr zulässt – und schon gar keine nationale… Reichtumskonferenzen finden wo anders statt. Die Forderung nach einer Umettikettierung sozialer und wirtschaftlicher Probleme passen gut in die Zeit des Pferdewahns – und auch gut in den Zeitgeist unserer Familienministerin, harmlose Kinderbücher politisch korrekt umschreiben zu müssen, will man die Kleinen ja modern erziehen.
Wenn es ein Charakteristikum für eingefleischtes Sozentum gibt, dann die Tendenz, durch »schön Sprechen« die Welt retten zu wollen. Der Arbeitslose trägt gleich sein Los viel leichter, wenn man ihn als »jobmäßig herausgefordert« bezeichnet, oder so ...

Wäre das alles bloß die Marotte irgendwelcher Verrückter, die Sprachbehübschung als Hobby betreiben — analog den »Sprachgesellschaften«, die uns schon vor Jahrhunderten beispielsweise für die fremdsprachige »Mumie« den weitaus plastischeren Begriff »Dörrleiche« schmackhaft machen wollte (womit sie allerdings keinen nachhaltigen Erfolg erzielte) —, dann könnte man darüber mit einem amüsierten Achselzucken hinweggehen. Nur: diese gezielte Etablierung eines politisch korrekten Neusprech hat System — und bittere Konsequenz: wer nicht mehr sagen darf, was er denkt, sondern sagen muß, was er noch denken darf, der darf eben nicht mehr denken, sondern nur mehr nachplappern. Das wollen sie damit erreichen! Und so ist Frank Meyers ironischer Schluß:
Ich weiß nicht, ob und welche Tees dort gereicht werden, oder ob da jemand heimlich Zigarren mit verbotenen Flüssigkeiten tränkt, aber ich würde mich nicht wundern, wenn von dort auch noch ein Wahrheitsministerium gefordert würde, das sich um politisch korrektes Neusprech kümmert.

Wer weiß, wann aus dieser ganzen politischen Korrektheit dann Zensur wird. Bald? Es wäre lächerlich, wenn das Wort nicht auch im Giftschrank wohnte. Als was darf man eigentlich diese Bessermacher und Wortmixer in allzu ferner Zukunft bezeichnen? Mir fehlen die Worte.
bei weitem weniger erheiternd, als er sich liest. wer die Schrift an der der Wand zu deuten versteht — und das heißt: wer die Zeichen, die er sieht, noch benennen darf! —, der sieht ein riesengroßes

C E N S O R E D

über alle Meinungsäußerungen gestempelt, die nicht die Approbation des — noch (!) informellen — Wahrheitsministeriums tragen. Orwell wäre  in der Tat stolz. Nicht über das Faktum — das würde ihn wohl zutiefst bedrücken! Aber daß er's schon vor Jahrzehnten vorausgesehen hat ...

Dienstag, 26. Februar 2013

R.I.P. »Zettel«

Soeben entdeckte ich beim gewohnten nachmittäglichen Surfen auf »Zettels Raum« diese traurige Nachricht:
Zettel ist tot

Viel zu früh, mit Anfang 70, und im siebenten Jahr von ZR, ist Zettel gestern nach sehr kurzer Krankheit überraschend verstorben.

Die Lücke, die er in der liberalen Blogwelt hinterläßt, ist groß, und obwohl die Reichweite von ZR nach seinem Geschmack immer zu gering war, so fehlt ab jetzt im deutschsprachigen Journalismus seine kräftige dissidente Stimme eben doch.

Noch weit schmerzhafter wird die Lücke für jene sein, die ihn geschätzt und gemocht haben, und für die er jahrelang ein täglicher Begleiter, Unterhalter, Lehrer und Diskussionspartner gewesen ist. Es ist erstaunlich, wie nahe einem ein Mensch kommen kann, den man nur in Form von Buchstaben auf dem Bildschirm kennt, und wie sehr sein Los einen dann trifft.

Mein Mitgefühl gehört seiner Ehefrau.

Wo viel fehlt, da bleibt auch viel.
Was auch immer an unterschiedlichen Sichtweisen zwischen seinem — ungleich größeren und einflußreicheren — »Zettels Raum« und diesem LePenseur-Blog bestand, es änderte nichts daran, daß ich ihn und die Arbeit, die in seinem Blog und Forum sichtbar wurde, zutiefst schätzte und respektierte. Wenn auch meine schärfere, polemischere Art der Herangehens nicht nach seinem Geschmack war, so verband uns doch sicherlich eines: der Wunsch nach Befreiung von Sprech- und Denkverboten, die unsere Gesellschaft mit ihrer »political correctness« wie Mehltau zu befallen und abzutöten drohen!

Erst Anfang Februar korrespondierte ich aus Anlaß seines Artikels »Gestern bei Jauch« (4.2.2013) mit ihm und legte ihm zu dieser Frage meinen (zu dem seinen recht unterschiedlichen) Standpunkt dar. »Zettel« schrieb mir umgehend zurück:
Lieber LePenseur,

danke für Ihre Ausführungen. Ja, der Titel meines Artikels war etwas flapsig formuliert. Aber nun steht es da halt so.

Ich möchte Ihnen anbieten, sich wieder im Kleinen Zimmer anzumelden - vorausgesetzt, daß Sie bereit wären, dort etwas von Ihrer Schärfe zurückzunehmen.

Ich schätze Ihre Intelligenz; diese Schärfe nicht.

Herzlich, Zettel
Ein sehr ehrenvolles Anerbieten, dem ich freilich in Kenntnis ebendieser meiner »Schärfe« nachzukommen zögerte, und deshalb zurückschrieb:
Sehr geehrter Herr Professor!

Danke für ihre Antwort, und ebenfalls danke für Ihre freundliche Wieder-Einladung!

Nun, Sie kennen mich ja vermutlich von meinem Blog gut genug, um zu wissen, daß ich teilweise durchaus ruppig und scharf argumentieren kann. Der Beiderhänder liegt mir — trotz einer wohl unbestreitbaren Neigung zum süffig formulierenden Feuilletonismus, die mir in die Wiege gelegt wurde ☺ — offenbar irgendwie doch mehr, als das Fechten mit dem Turnier-Florett mit absichtlich stumpfer Spitze — ich weiß also nicht, ob ich Ihnen meinen Wieder-Einstieg in Ihr Forum wirklich antun sollte! Und die Schmach einer zweiten Sperrung will ich mir ebenso ersparen, wie Ihnen den Ärger, aus dem heraus Sie sie verhängen ...

Das ändert nichts daran, daß (trotz mancher inhaltlicher Differenz, insbes. auf "transatlantischem" Terrain!) Ihr Blog in meiner Blog-Roll bleibt, solange Sie sich nicht dagegen verwehren, und ändert auch nichts daran, daß ich — auch unabhängig davon — Ihren Blog auch weiterhin praktisch täglich besuchen werde, und manchen interessanten Artikel darauf zum Anlaß nehme, selbst ein Problem zu behandeln, und im Gegensatz zum freien Herrn von Guttenberg auch kein Problem habe, die Quelle anzuführen ☺.

Angesichts der Größe Ihres "Kleinen Zimmers" kommt es auf meine Kommentare wohl nicht wirklich existenziell an, und die Gefahr der Versuchung, daß ich mich dann "verzettle" und versuche, auf meinem Blog und in Ihrem Forum gleichermaßen zu schreiben, ist mir einfach zu groß.
[...]

Haben Sie also, bitte, Verständnis, daß ich Ihnen diesbezüglich (wenigstens derzeit) einen Korb gebe. Es ändert nichts an meiner grundsätzlichen Wertschätzung, und, hoffe ich, auch nicht an der (von mir einmal unterstellten) Ihrerseits solchen.

Ich verbleibe

Mit besten Empfehlungen

LePenseur
Auf dieses Mail erhielt ich noch postwendend ein paar kurze freundliche Zeilen, die sich auf meinen seinerzeitigen Rausschmiß aus »Zettels Kleinem Zimmer« bezogen:
Lieber LePenseur,

ja, ich schätze Sie - intellektuell und auch charakterlich. Síe haben damals souverän und fair reagiert. Das hat mich beeindruckt.

Herzlich, Zettel
So kann ich wohl — und das ist mir bei dem Schockartigen dieser Todesnachricht doch ein wenig tröstlich zu wissen — davon ausgehen, daß trotz einiger Reibungspunkte zwischen uns eine gegenseitige Wertschätzung vorlag; eine Wertschätzung, die mir nun auch zusätzliche Verpflichtung ist. Nicht, daß ich nun aus meiner Haut springen müßte (oder auch nur könnte!), und beherrschte Objektivität heucheln wollte, wo mein Blut siedet. Aber mich doch das eine oder andere Mal, wenn ich schon die Hand auf den Griff des Bihänders lege, kurz zu fragen: »Geht es nicht auch weniger polemisch?«

Nein, ein zweiter »Zettels Raum« wird dieser Blog nie werden — aber etwas von dessen umfassender Informiertheit und gelassener Beurteilungsgabe sollte doch spürbar werden. Als »Zettels« Vermächtnis, sozusagen — dem ich mich, ebenso wie viele andere Blogger und Kommentar-Poster, verpflichtet weiß.

Unser aller Mitgefühl gilt natürlich vor allem seinen Angehörigen, die ungleich mehr an ihm verloren, als seine Bekannten (und Unbekannten) aus dem virtuellen Raum des Internet! Ihm selbst möge die Erde leicht sein — einen dezidiert »christlichen« Wunsch hierzu auszusprechen, zögere ich im Hinblick auf sein zu obiger Debatte dokumentiertes Bekenntnis, kein Christ zu sein. Und im übrigen gilt das Wort seines Mitbloggers »Kallias«:

Wo viel fehlt, da bleibt auch viel.

Einen interessanten Artikel

... über eine wünschenswerte Neugestaltung der Zusammenarbeit auf Europa-Ebene finden wir im Online-Magazin von »eigentümlich frei«:
EU: Deutschland muss die Europäer vor der Knechtschaft bewahren
von Paul Craig Roberts und Johannes Maruschzik

Russland als möglicher Partner

Ist der Euro die Aufgabe der nationalen Souveränität der europäischen Staaten wert? Das ist die zentrale Frage, die im Kontext mit der so genannten Eurokrise eine Antwort verlangt. Denn das politische Establishment nutzt die offensichtlich gewordene institutionelle Fehlkonstruktion sowohl der Eurozone als auch der EU, um eine „vertiefte Integration“ zu erzwingen. Und die zielt zweifellos darauf ab, sukzessive die Souveränität der Mitgliedsstaaten zu beenden – während etwa Wladimir Putin oder David Cameron die Wichtigkeit der nationalstaatlichen Souveränität und Identität gerade in Zeiten schneller globaler Umbrüche betonen. Die jetzt von EU-Spitzenpolitikern geforderte Fiskalunion ist nur die Vorstufe zum durchgestylten Superstaat, der die Mitglieder der Eurozone zunehmend bevormunden und in eine neue Form von Knechtschaft zwingen wird. Deutschland kann dieser Entwicklung ein Ende bereiten: mit einem Austritt aus der EU. Danach sollte Deutschland einen neuen Ansatz einer wirtschaftspolitischen Integration Europas initiieren, bei der die beteiligten Staaten in ausgewählten Politikbereichen kooperieren, ansonsten aber ihre Souveränität behalten und auf eine gemeinsame Währung verzichten. Ideale Partner für den Anfang wären das rohstoffreiche Russland, die ost- und mitteleuropäischen Staaten und all jene Länder, die der bisherigen Entwicklung der EU skeptisch gegenüber stehen. Die anderen europäischen Staaten könnten sich diesem Bund souveräner Staaten sukzessive anschließen. Eine solche Entwicklung indessen liefe den globalen Interessen der Hegemonialmacht Amerika zuwider, deren endgültiger Absturz aber ohnehin nur noch eine Frage der Zeit sein dürfte.
(Hier weiterlesen)
Die gleich zu Beginn genannte Bedingung für ein Gelingen (nämlich der EU-Austritt Deutschlands) macht das ganze natürlich zum bloßen Gedankenspiel: wie sollte sich die aus Brüssel und Washington ferngesteuerte Horde von Polit-Kastraten, die in Berlin das nominelle Sagen hat, zu so einem Schritt entschließen? Es wird also beim lemminghaften Weitermarsch an die Klippe bleiben, so berechtigt der Schluß des Artikels auch sein mag:
Wie tragfähig kann eine europäische Integration ohne Beteiligung Russlands als größtem Land Europas langfristig sein? Und denken wir an die zweifelhaften Aktivitäten der US-Staatssicherheitsbehörde Homeland Security, an die Vorgänge im Gefangenenlager Guantanamo Bay und an die sich zunehmend herausbildenden plutokratischen Machtstrukturen in den Vereinigten Staaten, sollten sich die Europäer als Bündnispartner der USA davor hüten, hinsichtlich der demokratischen Verhältnisse mit dem Finger auf Russland zu zeigen.

Der EU-Austritt Deutschlands ist die einzige realistische Chance, die Fehler des ersten Integrationsversuchs zu korrigieren und die ursprüngliche, im Rom-Vertrag formulierte Idee der europäischen Integration souveräner Staaten zu realisieren. Der weitere Machtausbau der Eurokraten lässt sich nur stoppen, wenn man ihnen ihre Basis nimmt. Und das liegt in der Verantwortung Deutschlands.
Goldrichtig, bis auf die Tatsache, daß das in der Verantwortung nicht »Deutschlands«, sondern der deutschen Politiker liegt! Und die sind durch die geschickten Vorgaben der alliierten Mächte informell so gesiebt, daß sie eben alles machen — nur eines nicht: die Interessen eines unabhängigen Deutschland wahren. Wer das Gegenteil behauptet, leidet entweder an Realitätsverlust oder lügt bewußt. Eine Änderung kann wohl nur durch die noch schnellere Implosion der US-Vorherrschaft, als sie ohnehin zu erwarten steht, eintreten. Ob sie dann freilich noch rechtzeitig kommt, wissen die Götter. Und vermutlich nicht mal diese genau ...

Die Stunde der Clowns

Die Italiener haben gewählt, und die verfassungsrechtlichen, wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen sorgen dafür, daß sie damit das Chaos gewählt haben. Was ist das für ein Wahlrecht, in dem ein kunterbunt linkes Parteikonglomerat, das unter 30% der Stimmen geblieben ist, 55% der Parlamentskammer-Sitze zugesprochen bekommt? Dagegen ist das Wiener Landtagswahlrecht noch pipifein musterdemokratisch! Was ist das für eine Verfassung, die zwei Kammern installiert, die sich gegenseitig blockieren können, obwohl das völlig sinnlos ist, da beide Kammern »dank« EU nicht wirklich was zu sagen haben. Was ist das für ein politisches System, in dem ein Pausenclown, ein ebenso korrupter wie abgenützter Konzernherr, ein entsandter Satrap des US-Ostküsten-Establishments, und ein gesichtsloser kommunistischer Apparatschik zur Wahl stehen — und sonst niemand?

Wobei der Pausenclown noch die vergleichsweise beste Figur abgibt, denn manches von dem, was er fordert, braucht Italien weitaus dringender, als irgendwelche selbsternannte (will heißen: von mächtigen Abzocker-Klüngeln auf ihre Posten gehievten) »Technokraten«, die ihre Inkompetenz weltweit ständig unter Beweis stellen. Nur hilft auch die begrüßenswerteste anregung nichts, wenn das Personal, das sie umsetzen soll, aus einer Chaostruppe blutiger Anfänger besteht, die irgendwelche geeichte Korruptionisten und sitzungsprotokoll-routinierte Apparatschiks an den Ohren über den Tisch ziehen werden, daß ihnen Hören und Sehen vergehen wird. Wenn daher eine frischgebackene Parlamentarierin dieser Gruppe sagt:
»Beppe Grillo gibt uns Bürgern die Gelegenheit, ins Herz des Systems einzudringen. Wir müssen es in die Luft sprengen. Um etwas radikal Neues zu gründen.« (Quelle)
... dann wäre dies ja ein durchaus unterstützenswertes Ziel — nur mit solcher Belegschaft einfach unerreichbar! Eine reine Protestbewegung bleibt völlig unfruchtbar und wirkungslos, wenn es nicht gelingt, wenigstens einige bisherige »Systemerhalter« zu ködern und »umzudrehen«. Das ist etwa so, wie wenn in Deutschland die Piratenpartei regieren wollte — d.h. wollen könnte sie ja, aber können tun sie's nicht ...

Montag, 25. Februar 2013

Mehropa, wir kommen!

Ach, jetzt verstehe ich endlich, worum es geht! Um Mehropa! ... Warum hat uns das bloß keiner gesagt! Endlich was Neues, was Schöneres!*)
Diese Union wird getragen von der Idee, dass Regeln eingehalten und Rechtsbrüche geahndet werden, auch wenn das in der Praxis anders aussieht. Diese Union ist ein Geben und Nehmen, der Norden gibt, der Sünden nimmt. Sie folgt dem Prinzip der Gegenseitigkeit, der Gleichberechtigung und der Gleichverpflichtung - Luxemburg nimmt 3 Prozent Umsatzsteuer auf Ebooks und lebt sehr gut davon, dass Firmen sich dort ansiedeln, um von dort aus deutsche Leser zu bedienen, die hierzulande 7 Prozent zahlen müssten. Die Politik lebt dann gut davon, das anzuprangern.

Das ist die Idee von Mehropa, das wäre denn auch mein Vorschlag zur Neugründung des Kontinents: Lasst uns neu anfangen, lasst uns das alte Europa umbenennen in Mehropa, lasst uns mehr sein, mehr einheitlich, mehr Ropa. Mehropa fordert uns: mehr Mut bei allen! Europa braucht jetzt nicht Bedenkenträger, sondern Bannerträger, nicht Zauderer, sondern Zupacker, nicht Getriebene, sondern Gestalter.
Bislang hieß es in Deutschland: »Mehr Mutti!« — doch ab jetzt möge es: »Mehr Opa!« heißen. Danke, verehrte Redaktion von »Politplatschquatsch«! Ohne Ihre Interpretationshilfe hätte ich die Ansprache des Bundestrojaners nicht so schnell verstanden ...

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*) ganz im Sinne jener Passage aus Kurt Tucholskys Sprachführer »Deutsch für Amerikaner«: Werfen Sie das häßliche Kind weg, gnädige Frau; ich mache Ihnen ein neues, ein viel schöneres ...

Samstag, 23. Februar 2013

Embedded Socialism

... was bekanntlich (Achtung, LePenseur stellt seine Englischkenntnisse unter Beweis!) nicht »Sozialismus im Bett« bedeutet, sondern jenen fast unmerklich »eingebetteten« Sozialismus enttarnen möchte, der die Hirne fast aller Zeitgenossen vernebelt. So auch, wer hätte es gedacht, den geschätzten Blog-Kollegen »Zettel«, der in seinem heutigen Posting »Englisch als die Sprache Europas? Ja!« folgendes Statement von Bundestrojaner Gauck ganz kritiklos unterschreibt:
In Europa sind 23 Amtssprachen anerkannt, zahllose andere Sprachen und Dialekte kommen noch hinzu. Ein Deutscher, der nicht auch Englisch oder Französisch spricht, wird sich kaum mit einem Portugiesen verständigen können, ebenso wenig mit einem Litauer oder Ungarn. Es stimmt ja: die junge Generation wächst ohnehin mit Englisch als Lingua franca auf. Ich finde aber, wir sollten die sprachliche Integration nicht einfach dem Lauf der Dinge überlassen.
Daß Gauck — anders als ihn »Zettel« vor seiner Wahl einschätzte — keine Liberaler ist, sondern ein systemkonformer Sozialist (wie de facto fast alle Politiker in Deutschland, von den marxistischen Spinnern der Linken, über die Ökommunisten, über die Mainstream-Sozen, die sich mit dem Suffix »-demokraten« verkleiden, bis zu den »C«-Sozen (wiederum egal ob in Bayern von der Herz-Jesu-Fraktion, oder im Rest vom gesichtslosen Mutti-Fanclub) — einzig in der FDP ragen aus einem (wenngleich kleineren) Ozean von Freiberufler&Co.-Sozen, die ihre privilegierten Schrebergärten staatlich geschützt sehen wollen, wenigstens noch ein paar wenige Nicht-Sozialisten heraus. Schäffler beispielsweise ...

Was, bitteschön, ist daran auszusetzen, daß man die sprachliche »Integration« Europas dem Lauf der Dinge überläßt? Wenn die Menschen dieses Kontinents (was LePenseur allerdings stark bezweifelt) tatsächlich der Meinung sind, daß sie Englisch als gemeinsame Sprache annehmen wollen, neben der dann halt noch eine »Muttersprache« im Trachtenverein gepflegt wird oder auch nicht, dann werden sie sich selbst entscheiden, Englisch mit einander zu kommunizieren. Sonst eben nicht. Und das ist etwas, was einen Politiker exakt die Bohne angeht. Ebenso, wie die Frage, ob die Menschen lieber mit dem Ehegespons in der Missionarsstellung schnackseln, oder es mit dem feschen Nachbar von hinten treiben, ob sie Schweinsbraten oder gegrillten Tofu bevorzugen, Mozart oder Musikantenstadel hören, und vieles andere mehr.Liberal ist die Freiheit, sich (sic!) zu entscheiden, nicht die Entscheidung anderer gefälligst schlucken zu sollen!

Nur zur sprachlichen Klarstellung: LePenseur ist des Englischen recht brauchbar mächtig. Er beherrscht es zwar keineswegs »perfekt in Wort und Schrift«, wie das so schön heißt, aber absolut hinreichend, um weder auf seinen Auslandsaufenthalten, noch in der elektronischen (beruflichen wie privaten) Kommunikation nennenswert zu Mißverständnissen Anlaß gegeben zu haben. Er kann seine Herkunft aus dem deutschen Sprachraum nicht verleugnen (und sieht auch keinen Anlaß, dies zu versuchen), obwohl er durchaus geläufig den hohl-snobistischen Upper-Class-Ton zu imitieren vermag, was ihm einmal die Bewundernung eines Australiers eintrug, der da meinte, LePenseur spräche ein besseres und schöneres Englisch als er. Na ja, ein Australier halt ...

Man könnte es etwa so ausdrücken: ein Engländer, der Deutsch mit der Geläufigkeit spräche und v.a. schriebe, mit der LePenseur Englisch spricht und v.a. schreibt, wäre hierzulande vermutlich Gegenstand achtungsvoller Bewunderung. Dennoch käme LePenseur nicht in den Sinn, jetzt von allen zu verlangen, daß sie Englisch in vergleichbarem Standard beherrschen. Es ist schlicht nicht notwendig — außer, man möchte einen einheitlichen »Staat Europa«, in dem natürlich dann der Druck nach einer Einheitssprache übermächtig würde. Nur: wer will den ernstlich?

Indem »Zettel« die Gauck'sche Wortmeldung nicht zum Anlaß nimmt, daran geharnischte Kritik zu üben, daß schon wieder ein Politiker versucht, »den Leuten« zu erklären, was sie gefälligst zu wollen hätten, gibt er zu erkennen, daß auch er vom Sozen-Virus angesteckt ist. Was ihm vielleicht nicht bewußt ist. Es ihm bewußt zu machen, ist angesichts seines unzweifelhaften Einflusses in der Blogosphäre freilich dringend nötig.

Freitag, 22. Februar 2013

»Made in France«

Eine Made ist umgangssprachlich ein Wurm, und ja: in Frankreich ist in der Tat der Wurm drin! 35-Stunden-Woche bei vollem Lohn, selbst in den nominell 35 Stunden wird kaum die Hälfte der Zeit gearbeitet, häufige Streiks aus welchen Gründen immer, dafür die Steuern für die pöhsen Kapitalisten erhöhen — so wird seine Wirtschaft nicht florieren!

Auf Ortner Online wird ein Brief, den ein US-Reifenfabrikant an den französischen »Industrieminister« Montebourg über ein von letzterem erhofftes Engagement des »Titan«-Reifenproduzenten in Frankreich im Original zitiert:
Dear Mr. Montebourg:

I have just returned to the United States from Australia where I have been for the past few weeks on business; therefore, my apologies for answering your letter dated 31 January 2013.

I appreciate your thinking that your Ministry is protecting industrial activities and jobs in France. I and Titan have a 40-year history of buying closed factories and companies, losing millions of dollars and turning them around to create a good business, paying good wages. Goodyear tried for over four years to save part of the Amiens jobs that are some of the highest paid, but the French unions and French government did nothing but talk.

I have visited the factory a couple of times. The French workforce gets paid high wages but works only three hours. They get one hour for breaks and lunch, talk for three, and work for three. I told this to the French union workers to their faces. They told me that’s the French way!

You are a politician so you don’t want to rock the boat. The Chinese are shipping tires into France – really all over Europe – and yet you do nothing. The Chinese government subsidizes all the tire companies. In five years, Michelin won’t be able to produce tires in France. France will lose its industrial business because its government is more government. Sir, your letter states you want Titan to start a discussion. How stupid do you think we are? Titan is the one with money and talent to produce tires. What does the crazy union have? It has the French government. The French farmer wants cheap tire. He does not care if the tires are from China or India and governments are subsidizing them. Your government doesn’t care either. “We’re French!”

The US government is not much better than the French. Titan had to pay millions to Washington lawyers to sue the Chinese tire companies because of their subsidizing. Titan won. The government collects the duties. We don’t get the duties, the government does.

Titan is going to buy a Chinese tire company or an Indian one, pay less than one Euro per hour and ship all the tires France needs. You can keep the so-called workers. Titan has no interest in the Amien North factory.

Best regards,

Maurice M. Taylor, Jr.
Chairman and CEO
Der französische »Industrieminister« regierte auf diesen — sicherlich nicht eben einschmeichelnden — Brief mit einem sachlich inhaltslosen Antwortschreiben voll gestelzter Politrhetorik-Floskeln (hier und hier nachzulesen), dafür wird unverhohlen mit administrativen Hindernissen gedroht. Frankreich werde importierte Titan-Reifen künftig einer besonderen Prüfung unterziehen: »... werden vor allem darauf achten, daß die sozialen, technischen und umweltschutztechnischen Auflagen respektiert werden.« — da geht einem doch das Herz auf, bei solch mafiöser Diktion aus der Feder eines Ministers! Man merkt es dem guten Monsieur Montebourg an, daß er zu Zeiten des Duells den Amerikaner sicherlich zum Schußwechsel in den Bois de Boulogne zitieren hätte lassen...

Nun, die Zeiten haben sich geändert — nur die Arroganz und Indolenz unserer Polit-Parasiten ist dieselbe geblieben, nein: hat sich noch verstärkt! Es reicht halt nicht, wenn sich so ein lächerlicher »Industrieminister« brieflich aufgockelt, und dann vor geladenen Gästen eines »Made in France«-Events ohne Krawatte auf Arbeiterführer mimend den Slogan »Wir müssen eine dritte industrielle Revolution vorbereiten!« ins Publikum ruft. Inszenierung ist nicht alles, sondern bestenfalls der Zuckerguß auf der Torte!

Nicht alle Franzosen denken wie die Sozenpartie um Hollande und Montebourg, Gott sei Dank! Zum Artikel über den Antwortbrief an den Titan-Produzenten in »Les Echos« schrieb ein Kommentarposter:
Michelon 20/02/2013 | 19:58 Note 3/5

La reponse du Ministre Montebourg et plus choquant que la lettre de M. Taylor. Si M. Taylor est ignorant il faut l'informer, pas l'insulter. M. Taylor est un patron du capitalisme international dont la France a beaucoup de besoin. Si M. Taylor n'est pas convaincu que la France est un bon endroit pour l'investissement, la France doit se disculper est adopter les reformes necessaires. Mais M. Taylor connait la France, et ses soit-disant "ouvriers," trop bien! Vue d'ici aux Etas-Unis ou de l'Asie, la France est un pays des vacances, de la "question sociale" etc. Taylor est la voix de la verite, de la liberte d'expression, du capital et du commerce libre. Il n'est pas effraye de dire la verite car il n'a aucune raison pour l'etre. Les Echos, journal des patrons et du commerce, doit applaudir son audace. Vive la liberte, ennemi victorieux du socialisme francais!
Hoffen wir, daß »Miquelon« rechtbehält! LePenseurs Einschätzung über die ökonomisch-politische Lernfähigkeit der Franzosen ist freilich weitaus skeptischer ...

Den Medien ausgeliefert

... ist, wer noch immer nicht gelernt hat, die Desinformationskampagnen der Systempresse zuförderst einmal durch Einschalten des eigenen Hirns zu prüfen. Der gesunde Hausverstand ist immer noch das brauchbarste Hilfmittel zur Enttarnung des — je nach Bedarf — auf linke oder »transatlantische« Linie getrimmten Schwindels, der uns als dokumentierte Realität verkauft werden soll. Als nächstes freilich empfiehlt sich das Einschalten des Computers, um in den unzähligen »alternativen« Recherchemöglichkeiten, die uns das Internet dank verschiedenster Suchmaschinen (und einer Unzahl themenbezogen postender Blogger) bietet, einen Realitäts-Check zu starten. Auch hier gilt: Hirn einschalten, um Spreu von Weizen zu trennen ...

Und da stellt sich dann beispielsweise heraus, daß man zwar (aus Bequemlichkeit) möglicherweise der Lügenpropaganda des Hessischen Rundfunks »Ausgeliefert!« war, nicht jedoch die angeblich so armen Zeitarbeiter:
Es ist immer Nacht, es ist immer finster und es ist alles ganz schlimm. Nach der Ausstrahlung der ARD-Reportage "Ausgeliefert!" wussten die 80.000 Deutschen, die im vergangenen Dezember neu arbeitslos geworden waren, warum das allemal besser ist als für den Online-Riesen Amazon Pakete zu packen. Das sollen doch lieber Süd- und Osteuropäer erledigen, denn der deutsche Arbeitnehmer lässt sich auch für 8,50 Euro nicht gern ausbeuten. Der im Auftrag des Hessischen Rundfunks von einer Produktionsfirma hergestellte Kurzfilm wurde zum Megaerfolg, Menschenmassen bekundeten mit kostenlosen Protestklicks bei Facebook ihren Unmut, die Politik entdeckte das Thema, Talkshows, hergestellt von Produktionsfirmen, die immer wieder gern billige Zeitarbeiter beschäftigen, füllten Sendezeit damit und Amazon geriet unter massiven medialen Druck.

Dabei aber ist „Ausgeliefert!“ offenbar eher ein Hollywood-Film als ernste Reportage. Was aufmerksame Zuschauer schon anhand der Machart der vermeintlichen Dokumentation vermuteten, wird jetzt durch Aussagen der Kronzeugin der Filmemacher bestätigt: Zu viel Nacht, zu viele Klischees, zu wenige naheliegende Erklärungen zu Hintergründen. Es hat aber trotzdem eine Woche gedauert, bis wenigstens Medienschaffende des Kreis-Anzeigers in Kirchheim, wo „Ausgeliefert!“ spielt, aus der ehernen Phalanx der Amazon-Verdammer ausscherten. Und taten, was Aufgabe der selbsternannten Leitmedien gewesen wäre: Nachrecherchieren und prüfen, nicht nachplattern und weitertratschen.
(Hier weiterlesen)
Nun, wir werden sehen, inwieweit Zensursula nun von ihren eilfertig verbreiteten Sanktionsdrohungen (»Lizenz steht auf dem Spiel!«) zurückrudert ...

Man muß »Zettels« Charakterisierung von Amazon als »perfekter Anbieter« nicht unbedingt zustimmen. Man kann füglich bezweifeln, ob wirklich der »Gang durch die Fachgeschäfte und Warenhäuser« Vergangenheit ist, und ob Verbraucher-Erfahrungsberichte und -bewertungen wirklich in jedem Fall die zielführende Information für den Fachunkundigen darstellen. Zustimmen kann man ihm jedoch seiner Einschätzung eines »Zeit«-Artikels als »linkem Agitprop«. Nur, Hand aufs Herz: haben wir in den letzten Jahr(zehnt)en in dieser Postille beamtete GrünwählerInnen und dergleichen patentierter GutmenschInnen jemals anderes gelesen ...?

Donnerstag, 21. Februar 2013

Die GrünInnen: der Regler verschiebt sich schnell

Noch vor kurzem sahen wir die Plakate: »100% Bio 0% Korruption«. Nun, die Zeiten ändern sich und die GrünInnen mit ihnen, und so passiert einer den GrünInnen mutmaßlich nahestehenden PR-Agentur halt zufällig, daß sie diverse gut gelöhnte Aufträge der Stadt Wien, welche zufällig von einer Rot/Grün-Regierung beherrscht wird, an Land zieht. »Die Presse« berichtete gestern darüber, und wurde prompt von grünen KampfposterInnen zugespamt: wie unfair es doch sei, zu verschweigen, daß diese Aufträge nur knapp 5% des Umsatzes ausmachen. Schließlich schreibe das ja sogar der Geschäftsführer der Agentur, Niko Alm, höchstpersönlich auf der Homepage der Agentur. Muß demnach stimmen. Etwa so sehr vermutlich, wie die von ihm in Abrede gestellte Nähe der Agentur zu den GrünInnen nur böse Verleumdung ist, denn schließlich kandidierte nicht die Agentur vor einigen Jahren bei den niederösterreichischen Landtagswahlen auf der GrünInnen-Liste, sondern bloß ihr Geschäftsführer, besagter Herr Niko Alm ...

Nun ist es ja bekannt, daß Querverbindungen zwischen Politik und »Freunden in der Wirtschaft« immer nur beim gerade im Schußfeld stehenden Gegner Korruption bedeuten — die eigenen sind selbstmurmelnd immer sauber, mit Leistungen jederzeit exakt belegbar, und zu ortsüblichen Preisen honoriert. Wissen wir doch ... ist einfach so.

Wer sich mittels allgemein verfügbarer Suchmaschinen kurz über besagten Herrn Alm informiert, wird schnell mitbekommen, daß seine links-grünen Netzwerke dicht gewoben sind. Es ist nicht bloß der frühere GrünInnen-Chef Alexander van der Bellen (jetzt mit dem Posten eines »Wiener Universitätsbeauftragten« besoldet, damit der Pensionsschock — wenigstens finanziell — nicht zu schmerzlich ausfällt), dessen Homepage in besagter (Nicht-)Funktion die Agentur für die Kleinigkeit von € 13.824 gestalten durfte, es ist der ganze Speckgürtel an Vorfeldorganisationen einer vorgeblichen »Zivilgesellschaft« dezidiert linker Provenienz, der aus Steuergeldern üppigst alimentiert wird — zum erkennbar alleinigen Zweck, der meinungsmonopolitisch agierenden Linksszene ein auskömmliches Leben zu finanzieren.

Der Korruptions-Regler verschiebt sich eben schnell zu in Österreichs Politik handelsüblichen Prozentsätzen, wenn man hinter die Kulissen der selbsternannten Saubermänner und -frauen blickt. Die vom Steuerzahler abgegriffenen Summen sind aufs erste Hinsehen noch kleiner, aber das liegt wohl daran, daß die GrünInnen noch nicht in der Bundesregierung sitzen, sondern vorerst nur in zwei Landesregierungen. Was sich nach den nächsten Nationalratswahlen allerdings bald ändern wird — denn dann ist die SPÖVP wohl auf die Unterstützung der GrünInnen angewiesen, um die Regierung zu stellen.

Wieviel Prozent bei den GrünInnen überhaupt »bio« ist, können wir getrost außen vor lassen. Denn es ging dieser ökolackierten Kommunisten- & Maoistentruppe nie um »bio«, sondern um Gesellschaftsveränderung nach links. Für die jeder linke Schmäh, und sei's die »Umwelt«, herhalten muß. Wieviel Prozent Korruption bei den GrünInnen ist, zeigt uns die Agentur Super-Fi. Und keine noch so bemühte Mohrenwäsche wird sie davon reinigen können ...

Mittwoch, 20. Februar 2013

Ein modernes Märchen

... erzählt uns Karl Eduards Kanal mit der ihm eigenen beherzten Einfühlsamkeit. Da kann man nur sagen: lesen (soferne man sich traut) und genießen (solange man noch darf) ...

Wie man der Pleite entkommt: auf DIESE Weise ...



... vermutlich eher  N I C H T !

Dienstag, 19. Februar 2013

Spiel mir das Lied vom Krieg, oder: Wie unsere Pressefreiheit am Hindukusch verraten wird


Eine interessante Graphik, die uns Uwe Krüger, seines Zeichens wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig, da zeigt! Doppelt interessant, weil die von ihm darauf angesprochenen Top-Jounaillisten der »FAZ«, »SZ«, »Welt« und »Zeit«, die in diesen Netzwerken bestens eingebunden erscheinen, sich beharrlich weigern, ihre Vernetzung den Lesern gegenüber offenzulegen ...
Studie: Deutsche Top-Journalisten sind in US- und Nato-Strukturen eingebunden

Eine neue Studie belegt die Nähe der Journalisten zur politischen und wirtschaftlichen Elite. Die Netzwerkanalyse verdeutlicht auch enge Kontakte zu US- und Nato-Strukturen. Der Hauptvorwurf des Studienleiters: Die Journalisten weigern sich, ihre Netzwerke den Lesern offenzulegen.

Nähe und Verbundenheit zwischen Journalisten, Politikern und Wirtschaftsvertretern sind notwendig für die Informationsbeschaffung. Wenn jedoch diese Verbundenheit in die Berichterstattung nicht transparent gemacht wird, dann ist die Unabhängigkeit der Medien nicht mehr gewährleistet.
(Hier weiterlesen)
Unsere Systempresse berichtet etwa nicht objektiv, sondern nach Vorgaben des politisch-medialen Komplexes? Na, wer hätte denn sowas gedacht! Im Ernst: der Artikel zeigt ein massives Glaubwürdigkeitsproblem der Mainstream-Medien auf (wobei ich schon wieder um Entschuldigung bitten muß, daß die Wörter »Glaubwürdigkeit« und »Medien« überhaupt im selben Satz vorkommen!), das ein Kommentarposter »«Unrechts-Populist Nr. 1« mit folgenden Worten auf den Punkt bringt:
Wir haben zwar Pressefreiheit, aber keine freie Presse!
“Pressefreiheit” deshalb, weil die wenigen Besitzer der Presse schreiben können was sie möchten (und was gut für sie ist), und “keine freie Presse” deshalb, weil eben nur deren Besitzer verfügen was geschrieben wird und was nicht. Das wird erst anders ,wenn die Meinungsmacher des Systems nicht mehr gehört, gesehen und gelesen werden und die Vorschreiber-linge nicht mehr gewählt werden.
Dies zu betreiben und zu intensivieren ist ein Gebot des sittlichen Anstandes, der geistigen Hygiene und spart zudem Geld und Ressourcen.
Dann werden sie bedeutungslos und das Internet, diese Bedrohung der Lüge, hilft.
Man kann nur empehlen diesen wichtigen und guten Artikel und die treffenden Kommentare und “links” nicht nur zu lesen, sondern auch weiter zu verbreiten.
Und ein Kommentar von »Michael Schmidt« ergänzt kurz und prägnant:
Sie sind fast alle gekauft, jeder kennt jeden ... es geht nur noch um Macht und Geld. Hört sich abgedroschen an, aber so wird draußen gesprochen. Es ist eine Systempresse geworden, ähnlich der in der ehemaligen DDR. Dieses ganze Tun lähmt unser Land, macht es immer weiter abhängig, von der Politik, von der Wirtschaft, von der alliierten Besetzung. So wie in der Politik keine wahre Opposition vorhanden ist, findet auch in den Zeitungsetagen fast keine Gegenrede mehr statt.
Nur dank dieser »embedded media« können New-Speak-Phrasendreschereien à la Strucks famosem »Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt« ohne öffentlich hörbaren Widerstand geäußert werden. Kommentator »Nebenerwerbskanzler« bringt die Analyse zum treffend-zynischen Abschluß mit den Worten:
Wir haben doch hier in der BRD eindeutig die Gewaltenteilung und alles andere ist einfach falsch!
Die “CDU” teilt sich mit der “SPD”, teilt sich mit der “FDP”, teilt sich mit der/den GrünInnen” die Gewalt. Und damit meine ich die Gewalt, denn die Macht haben andere, aber die werden nicht gewählt.
Und wer diese Truppe wählt, der weiß das und macht den Mummenschanz mit.
Wo is´ denn das Problem?
Tja — wo is´ denn das Problem ... für die Machthaber? Die haben sicher keines damit. Warum sollten wir dann ...

Berlin beunruhigt

Ja, das stimmt! Auch mich beunruhigt die deutsche Bundesregierung in Berlin im hohen Maße! Wenn sie z.B. für irgendwelche ClubMed-Staaten Bürgschaften in Billionenhöhe eingeht und so den eigenen Staatsbankrott sehenden Auges in Kauf nimmt. Und die Berliner Stadtregierung erst mit ihrem Flughafen-Milliardengrab beunruhigt nicht weniger! Aber, Moment mal ... die Titelzeile geht ja noch weiter, hätt' ich doch fast übersehen! ...
... über möglichen Sieg Berlusconis

Deutschen Politikern bereitet das Antreten von Berlusconi bei Italiens Parlamentswahlen Sorgen. Der Ex-Premier stehe nicht für eine zukunftsorientierte Politik. Auch fehle dem Medienzaren Glaubwürdigkeit.
Also das meinen s' jetzt aber net ernst, oder? Deutsche Politiker wie z.B. IM Erika, die im Jahr 2010 noch vollmundig tönte:
... ein guter Europäer ist nicht unbedingt der, der schnell hilft, ein guter Europäer ist der, der die europäischen Verträge und das jeweilige nationale Recht achtet und so hilft, dass die Stabilität der Euro-Zone keinen Schaden hat ...
... und ein Jahr später munter dahinschwätzte:
Denn jetzt steht die Frage im Raum – sie hätte zu jedem Zeitpunkt im Raum gestanden: Was passiert mit anderen Ländern? Deshalb ist es ganz wichtig, zu sagen – dies haben wir beim Europäischen Rat am 21. Juli 2011 getan –: Griechenland ist ein Ausnahmefall.
... und dann augenblicklich umfällt, sobald sie in Brüssel tagt — dieselbe IM Erika, die in der letztzitierten Bundestagsrede einfach unerträglich pathetischen Schwachsinn von einer angeblich »rechtsextremistischen Gruppe aus Zwickau« absonderte:
... der eine grausame Mordserie und schreckliche Gewaltakte zur Last gelegt werden. Wir sind entsetzt über das Maß an Haß und Fremdenfeindlichkeit, das hier zum Ausdruck kommt. Ich denke heute zuallererst an die Opfer: Enver Simsek, Abdurrahim Özüdogru, Süleyman Tasköprü, Habil Kiliç, Yunus Turgut, Ismail Yasar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubasik, Halit Yozgat und Michèle Kiesewetter. Unsere Gedanken sind bei ihnen und bei allen weiteren Menschen, die den grausamen Gewalttaten dieser Gruppe zum Opfer gefallen sind.

Ich sage es noch einmal für die ganze Bundesregierung: Unsere Pflicht gegenüber den Angehörigen der Opfer ist es, alles zur Aufklärung dieser furchtbaren Taten und ihrer Hintergründe zu unternehmen. Das erlittene Leid lässt sich nicht wiedergutmachen. Aber wir sind es den Angehörigen schuldig, sie zu unterstützen. Ich begrüße daher ausdrücklich den Vorschlag von Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger, die Opfer und ihre Familien aus dem Fonds für Opfer extremistischer Übergriffe zu entschädigen.
... und uns doch, bitt'schön, nicht daherschwadronieren soll, sie hätte keine Ahnung gehabt, daß das ganze bloß eine lächerliche Geheimdienst-Klamotte der Extraklasse ist — also solche deutsche Politiker wollen darüber befinden, daß es Berlusconi an Glaubwürdigkeit fehle? Da fällt einem doch spontan ein bekanntes Matthäus-Zitat (aber nicht vom Lothar) ein:
Quid autem vides festucam in oculo fratris tui, et trabem in oculo tuo non vides? Aut quomodo dicis fratri tuo: Sine ejiciam festucam de oculo tuo, et ecce trabs est in oculo tuo? Hypocrita, ejice primum trabem de oculo tuo, et tunc videbis ejicere festucam de oculo fratris tui.

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P.S.: Hier finden Sie die gesamte Realsatire in einem Artikel. Von der »Presse« natürlich bierernst berichtet. Wie es einem selbsternannten Qualitätsmedium eben zusteht — auch wenn der Artikel nichts als eine redaktionell behübschte Abschreibübung (diesmal: APA/AFP) ist ...

Montag, 18. Februar 2013

»Einmal Döner mit alles?«

Diese jedem Berliner wohl nicht ganz unbekannte Frage bekommt mit einem Mal eine völlig neue, eine tiefere Bedeutung:
Nach Lebensmittelmärkten und Discountern sind nun offenbar auch Döner-Buden vom Skandal um falsch deklariertes Fleisch betroffen. Der Sender RTL fand nach eigenen Angaben bei Stichproben in Deutschland in 20 Imbissbuden in Leipzig und Berlin in einem Fall einen geringen Pferdefleisch-Anteil. Zudem seien in drei Proben von Lebensmittel-Experten bis zu sieben Prozent Schweinefleisch nachgewiesen worden, erklärte der Sender am Sonntag.

Gläubigen Moslems ist der Verzehr von Schweinefleisch untersagt, weil es als unrein gilt. Döner-Fleisch besteht in der Regel aus Rind-, Lamm- oder Geflügelfleisch.
(Hier weiterlesen)
... weiß Tante »Presse« in gewohnt virtouser copy/paste-Abschreibübung (diesmal: APA/sda) zu berichten. LePenseur gesteht, den Bericht mit leisem Amusement bei der Vorstellung würgender Gewissensqualen gläubiger Muselmanen gelesen zu haben. Nun denn: wenn ihr Allah ebenso allmächtig wie allerbarmend ist, so wird er die armen Getäuschten, die — soweit männlich — nach der Unbill der Beschneidung noch eine weit ärgere psychophysische Mißhandlung, nämlich des Essens von Schweinefleisch, erleiden mußten, wenigstens nicht als unreine Schweine in die Hölle verbannen (wie diese notorisch unreinen Schweinefresser — von verarbeitetem Affenfleisch ist bislang noch nichts bekannt, was am Höllenschicksal der »Affen« freilich auch nichts ändert!), sondern sie in koranisch verbriefter Nachsichtigkeit mit denen (aber halt nur mit denen), die den rechten Glauben haben, ganz problemlos in den Himmel aufnehmen — und, sofern sie dort mit umgeschnalltem Sprengstoffgürtel erscheinen, sogar die obligaten 72 glutäugigen Jungfrauen, deren Hymen sich täglich erneuert, nicht verweigern. Muß ja wohl so sein ...

Irgendwie finde ich die rasante Entwicklung bei tief- (bzw. weniger tief) gekühltem Fleischdiskonter-Ramsch recht erheiternd: da erwarten die Leute, daß sie tatsächlich zum Preis von Billiggemüse Fleisch kaufen können — und glauben dann noch, daß es hält, was der in flüssigem EU-Chinesisch gehaltene Inhaltszettel verspricht? Das ist zwar legal nicht unberechtigt, doch irgendwie kühn, würde LePenseur meinen. Wie auch immer: vielleicht kamen diverse Muselmanen inzwischen drauf, daß gegen einen Schweinefleischanteil im Döner rein geschmacklich nichts einzuwenden ist, und dieses ebenowenig »unrein« macht, wie der Genuß von Pferdefleisch einen Christen zum Odin anbetenden Neonazi.

Da kommt uns übrigens eine putzige Geschichte eines befreundeten Veterinärmediziners in den Sinn. Der hatte zu Beginn des Studiums einen alten, überaus pferdefreundlichen Professor (keine Ahnung, in welchem Fach!), bei dem jede Prüfung mit einer von zwei rituellen Fragen beendet wurde:
  • 1. »Wo wird ein Pferd am besten verwahrt?« Die vorgeschriebene Antwort lautete: »In einer Boxe.« (Nicht etwa: »In einer Box«, das wäre zu trivial — es mußte Boxe heißen!)
  • 2. »Wie wird ein Pferd am besten gesichert?« Antwort: »Mit einer Gurte.« (auch hier nicht mit einem Gurt, sondern mit einer Gurte — sonst war er böse, der Herr Professor).

Der angehende Tierarzt witterte seine Chance (nämlich 50:50), bereitete sich auf die Prüfung erstklassig vor, beantwortete die ernsthaften Prüfungsfragen fulminant und bekam — Jucheissa! — die erhoffte Schlußfrage Nr. 1:

»Wo wird ein Pferd am besten verwahrt?«

Und antwortete wie aus der Pistole geschossen: »In einer Semmel, Herr Professor!«

Dieser lächelte etwas säuerlich, kam aber nicht umhin, dem ebenso mutigen wie fachkundigen jungen Mann dennoch ein »Sehr gut« ins Zeugnis einzutragen ...

Ja — so ein Pferdeleberkäse in einer Semmel hat schon was! Wobei wir aber der Frage, ob dieser, aus rumänischen Billiggäulen gefertigt, die in dubioser Kühlkette quer durch Europa gekarrt werden, auch noch ein reuloser Genuß ist, aus Gründen der délicatesse hier nicht weiter nachgehen wollen ...

Spiel mir das das Lied vom Großkonzern

... der die kleinen Leute ausbeutet, könnte man einen exzellenten Artikel über den derzeitigen Amazon-Hype in allen staatlich alimentierten Medien (und allen Äußerungen unserer Politruks) zusammenfassen, den der bekannte Unvoreingenommenheits-Board Politplatschquatsch (© PPQ) dankenswerterweise publiziert hat. Aus diesem Artikel kann man nicht nur ermessen, wie weit nach links die CDU/CSU mittlerweile gerutscht ist (weitaus linker als Helmut Schmidt zur Zeit seiner Kanzlerschaft — nachher sowieso!), sondern auch das donnernde Schweigen der FDP vermerken zu dem Schwachsinn, der dem Mund Zensursulas (einer der wohl größten Quotentussen-Dummschwätzerinnen aller Zeiten!) entfleucht ...
Schreckliche Arbeitsbedingungen, Löhne, die nur 230 Prozent über denen liegen, die die Grünen ihren Mitarbeitern zahlen, dazu kostenlose Unterbringung in menschenverachtenden Gemeinschaftsunterkünften und täglicher kostenloser Transport zum Arbeitsplatz: Nach einem aufrüttelnden Fernsehbericht über das Internet-Versandhaus Amazon fragen sich immer mehr Kunden des amerikanischen Großkonzernes, ob es noch moralisch vertretbar ist, Bücher wie "Protest!: Wie ich die Welt verändern und dabei auch noch Spaß haben kann" weiterhin bei dem Unternehmen einzukaufen.

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen glaubt es nicht. "Der Verdacht wiegt schwer, deswegen müssen jetzt so schnell wie möglich alle Fakten auf den Tisch", fordert sie in der "Welt am Sonntag". Sollte sich die Anklage als wahr herausstellen, die ein Team des gebührenpflichtigen Hessischen Rundfunk anhand der bewegenden Schicksale eines halben Dutzend Amazon-Beschäftiger verfertigt hatte, drohe sie der für Amazon tätigen Leiharbeitsfirma mit Lizenzentzug, so die mit scharfen Maßnahmen gegen das gesamte Internet bekanntgewordene Christdemokratin.

Die beiden vom HR über Projektverträge beschäftigten Journalisten Diana Löbl und Peter Onneken hatten zuvor in ihrem Film "Ausgeliefert" enthüllt, dass Amazon trotz der aktuell 2,84 Millionen Arbeitslosen hierzulande nicht genügend deutsche Mitarbeiter findet, die für einen Stundenlohn, der 70 Cent über der Mindestlohnforderung der SPD liegt, bereit sind, Bestellungen für den deutschen Markt zu verpacken. Amazon hatte daraufhin über die Zeitarbeitsfirma Mitarbeiter in Spanien und Osteuropa angeworben, die in der Nähe des Auslieferungszentrums Bad Hersfeld in einem Ferienpark untergebracht werden.
(Hier weiterlesen)
Damit man LePenseur keine pro-Amazon-Voreingenommenheiten vorwirft: ich erstehe so gut wie überhaupt nichts dortselbst. Bücher bevorzuge ich beim Buchhändler meines Vertrauens zu kaufen bzw. zu bestellen, wenn sie nicht lagernd sind. Kostet dasselbe und ist normalerweise auch in 2-3 Tagen da. Und den Rest kaufe ich (wenn ich ihn kaufe) auch selten Online, sondern in Geschäften, wo man ggf. fachkundige Beratung bekommt. Kostet ein bisserl mehr — so what! Bevor ich mich dann später ärgere ...

Jedenfalls ist die künstliche Erregung über völlig selbstverständliche Dinge nur aus der nahenden Bundestagswahl zu erklären, wo unsere Systemparteien natürlich die um das Wohlergehen ihrer Untertanen besorgten Superglucken mimen müssen. Seltsam nur, daß ihnen das bspw. beim Durchwinken des ESM-»Rettungsschirmes« scheißegal war, obwohl der das ganzes Volk in den Ruin treiben könnte (und dürfte). Was ihre Glaubwürdigkeit in der jetzigen Verbalschlacht um Amazon nicht eben erhöht.

Moment, habe ich gerade was von Glaubwürdigkeit von Politikern geschrieben? Sorry, das kann nur ein Irrtum gewesen sein ...

Sonntag, 17. Februar 2013

Government Default

... auf Deutsch: »Staatsbankrott« (gemeint: der USA) — ein durchaus lesenswerter Artikel von Gary North bei Lew Rockwell:
Should the U.S. government default?

Wrong question.

The right question: Can the U.S. government avoid defaulting? The answer is clear: no.

It will default. It is $222 trillion in the hole. That’s the present value of its future obligations.

Of course it’s going to default.

Would that be bad? Not for taxpayers. Would it be bad for the Powers That Be who run this country? Yes. Devastating.

Would it be bad for federal bureaucrats? Yes. They would lose their jobs.

Would it be bad for people who are dependent on the federal welfare state? For a while, yes. But they will recover. Necessity is the mother of invention.

It’s coming. The mainstream media have ignored this statistically inevitable problem. The problem threatens the Establishment as no other. So, the media pretend it does not exist. But the blackout may at long last be cracking.
(Hier weiterlesen)
Die gute Nachricht daran ist, daß dieser Bankrott eher die Machthaber, den Speckgürtel der Beamtenschaft und der Sozialhilfekassierer träfe, als die leistungserbringende Mittelschicht. Na, hoffen wir, daß es wirklich so sein wird ...

Samstag, 16. Februar 2013

Ronald M. Dworkin

(11.12.1931-14.2.2013) verstarb vorgestern in London. Er zählte zu den bekanntesten Rechtsphilosophen unserer Zeit, und sein — höchst individueller — Beitrag zu dieser Disziplin wird sicherlich noch geraume Zeit nachwirken. Ich muß gestehen, daß mich manche seiner Thesen sehr ansprechen — bei anderen hingegen stehe ich kopfschüttelnd da und frage mich, wie ein so intelligenter Mann wie Dworkin gleichzeitig so »von des Gedankens Blässe angekränkelt« sein konnte! Einen (für Wikipedia-Verhältnisse ganz brauchbaren) Einstieg in seine Gedankenwelt findet man in seinem Wikipedia-Artikel, an dessen Gliederung ich mich auch hier orientieren möchte:

Kritik des Positivismus

Dieser Ansatz Dworkins ist für mich ebenso überzeugend wie sympathisch — denn die gegenteilige Ansicht (daß nämlich nur gesatztes Recht »wirkliches« Recht sei) ist leider ebenso verbreitet wie, genauer durchdacht, unerträglich in ihren Konsequenzen. Wenn mein Eigentum nur Ausfluß der Tatsache wäre, daß eine Rechtsnorm mir dieses Eigentumsrecht zubilligt, oder mein Anspruch darauf, für meine Arbeit eine Leistungsvergütung (Honorar, Lohn etc.) zu bekommen, durch eine Änderung positiver Rechtsnormen jederzeit beliebig bestritten werden könnte, dann ist gesetzgeberischer Willkür Tür und Tor geöffnet. Dann hilft auch nicht der Hinweis auf verfassungsmäßig gewährleistete Rechte — denn diese könnten dann (wenn auch mit erhöhten Konsensvoraussetzungen im Gesetzgebungsprozeß) durch eine Verfassungsänderung jederzeit ausgehebelt werden. Wer also nicht damit zufrieden ist, daß eine Zweidrittelmehrheit im Parlament plus Volksabstimmung mit einfacher Mehrheit jederzeit bspw. das Privateigentum an Produktionsmitteln abschaffen könnte, ja sogar (nach Einhaltung völkerrechtlicher Kündigungsmöglichkeiten, da dies auch z.B. die Menschenrechtskonvention beträfe) das Institut des Privateigentums überhaupt, oder auch das Verbot der Sklaverei etc., der wird wohl einem schrankenlosen Rechtspositivismus mit berechtigter Abneigung gegenüberstehen.

Auch Dworkins Ansatz, in der konkreten Rechtsfindung zwischen der Anwendung von Rechtsregeln (d.h. im kontinentaleuropäischen Bereich also v.a. Gesetzen, Verordnungen, ständiger Judikatur etc.) und Rechtsprinzipien zu unterscheiden, ist überaus wichtig — wenngleich die von ihm als höchstes Rechtsprinzip angeführte »Gerechtigkeit« natürlich zu zirkulären Argumentationen führt: Recht ist, was gerecht ist. Na, wer hätte denn sowas bloß gedacht! ... ... Dennoch: wer nicht in blindem Dogmatismus seine Augen vor der Realität der Rechtsfindung verschließt, der wird nicht umhin kommen, die Unterscheidung Dworkins schon rein aus der Erfahrung heraus zu bestätigen. Kein Richter fällt seine Urteile nur aufgrund von Gesetzen, kein Anwalt argumentiert nur aufgrund irgendwelcher Paragraphen (von »watschen-einfachen« Fällen mal abgesehen, wo die Rechtsprinzipien so sonnenklar und allgemein akzeptiert sind, daß man darüber nicht einmal mehr ein Wort verliert!).

Der Idealtypus eines »Richters Herkules«, der sich die — wahrhaft herkulische! — Aufgabe stellt, für jeden konkreten Fall ein einzig richtiges — nein: das einzig richtige — Urteil zu fällen, ist freilich auch aus Dworkins Herkunft aus dem Common Lay System zu begreifen, in welchem eben — als rechtsphilisophische Prinzipien im Hintergrund vorausgesetzte, jedoch nie förmlich »kodifizierte« — Vorstellungen über Gerechtigkeit das tragende Fundament der Einzelfallgerechtigkeit bilden, welche sich im betreffenden Urteil über einen Fall jeweils konkretisiert. Daß Dworkin dabei intellektuellen Geschwätzigkeiten (sorry, ich kann's nicht anders nennen!) à la Habermas' »diskursiver Rechtstheorie« eine Absage erteilt, macht ihn mir nur sympathischer.

Dworkins Gedanken zum zivilen Ungehorsam sind durchaus erfrischend (außer für machtbewußrte Politiker und Verwaltungsjuristen — die kriegen vermutlich Hautausschläge bei dem Gedanken!): verstanden als — wenn verantwortungsbewußt wahrgenommen — legitimes Instrument in einer demokratisch-pluralistischen Gesellschaft, sind sie ein kühner Ansatz zur Verteidigung individueller Freiheit gegen hyperthrophe Machtballungen bei legislativ-administrativen »Eliten« unserer Gesellschaft. Bis hierher kann ich Dworkin also durchaus einiges abgewinnen, in weiteren Punkten allerdings kann ich meine Vorbehalte, ja meinen offenen Widerspruch nicht verhehlen.

Egalitärer Liberalismus und Ressourcengleichheit

Indem Dworkin es als Aufgabe des Staates ansieht, das Prinzip der Gleichheit aktiv durch einen »sozialen Ausgleich« herzustellen, vertritt er ein für mich (und hoffentlich nicht nur mich!) unannehmbares Prinzip. Denn genau dies ist m.E. eben nicht die Aufgabe des Staates, sondern vielmehr, dafür zu sorgen, daß der freie Wettbewerb der individuellen Präferenzen nicht durch Wettbewerbsverzerrungen behindert wird. Das bewußt als böse Polemik gemeinte Wort gegen den sogenannten »Nachtwächterstaat«, der es dem Millionär ebenso wie dem Landstreicher ermöglicht, unter der nächsten Brücke zu schlafen, ist nämlich völlig richtig und bedeutet keineswegs einen Mangel dieses damit vermeintlich verächtlich gemachten »Nachtwächterstaates«, sondern bedarf nur der Vervollständigung in dem ebenso altliberalen Prinzip, daß es dem Millionär im Gegenzug jedoch ebenso nicht erlaubt ist, den Nachtwächter daran zu hindern, sich durch eigene Anstrengung eine wohnlichere Bleibe zu schaffen, als sie die nächste Brücke wohl bieten wird! Dworkin ist hier m.E. etwas unentschieden und unklar: einerseits sieht er sehr wohl ein, daß die Verantwortung für den Erfolg des jeweiligen Lebensentwurfs nicht an einen (für alles und jeden fürsorgenden) Sozialstaat »delegierbar« ist, andererseits ergeht er sich in gewagten Spekulationen über eine angeblich erforderliche »Ressourcengerechtigkeit« herbeiführende Besteuerungssysteme zum Ausgleich von natürlichen Nachteilen und Schicksalsschlägen — nein, ich sage es offen: der Gedanke kann mich nicht überzeugen! Letztlich landet man dann ja doch bei einem »progressiven« Steuersystem, das halt ebenso »progressiv« ist wie alle selbsternannten »Progressiven«: nämlich in progressiv hemmungsloserer Abzocke!

Dworkins strikte Ablehnung jeder Art von Zensur (weil diese eine totalitäre »Gleichschaltung des Denkens und Handelns« darstellt) ist hingegen uneingeschränkt zu begrüßen. In anderen ethische Fragen hingegen, so zu Euthanasie und Abtreibung finde ich seine Argumentationen teilweise etwas »durchwachsen«. Wer bei der Abtreibung einseitig nur die »Gewissensentscheidung« der Frau (in die daher nicht eingegriffen werden dürfe) thematisiert, das Lebensrecht des ungeborenen Kindes hingegen völlig ausblendet, verkennt damit m.E. die Komplexität des Sachverhaltes. Auch sein Eintreten für eine zulässige ärztliche »Hilfe zum Selbstmord« mag theoretisch besser argumentierbar sein, als die — bspw. in den Niederlanden — daraus sich ergebende, weitaus unethischere Praxis, dann aussieht. Wer dazu sehr subtile Argumente aus Dworkins (et al.) Feder lesen möchte, findet hier eine überaus ausgefeilte Darlegung.

»Ein integrer Verteidiger von Recht und Moral« betitelte »Die Presse« ihren Nachruf auf Ronald M. Dworkin. In der Tat: Integrität wird man ihm nicht absprechen können. Auch wer — wie ich — nicht alle seiner Meinungen teilen kann und will, wird der Konsistenz und Originalität seiner Thesen Achtung und Wertschätzung nicht versagen.Und was mehr könnte man zu Ehren eines verstorbenen Philosophen sagen?

Freitag, 15. Februar 2013

»Börsenrally wird schreckliches Ende haben«

Sagt »US-Starinvestor« Jim Rogers. Schreibt »Die Presse« (und zwar: ab — wie üblich von APA). Nun, LePenseur ist zwar kein US-Starinvestor, sagt dasselbe aber schon seit längerem — und außerdem noch verschiedene krause Dinge (z.B. »Finger weg von Gold«), die der US-Starinvestor sagt, nicht.

Man muß wirklich kein Starinvestor sein, sondern es reicht der gesunde Hausverstand, d.h. der, der nicht BILLA heißt, um zu erkennen, daß die Börse langfristig nicht stärker wachsen kann, als die Wirtschaft insgesamt. Das heißt: sie kann schon — aber dann ist das halt ein Scheinwachstum, eine Blase, die sich früher oder später mit lautem Knall verabschiedet. Es ist immerhin tröstlich, daß derlei Selbstverständlichkeiten mittlerweile auch gedruckt werden dürfen. Es stärkt zwar nicht das Vertrauen in die Weisheit unserer Politiker (die noch immer hartnäckig von gegrillten Eislutschern träumen), aber zeigt doch immerhin an, daß auch die flächendeckendste Desinformationskampagne irgendwann aus dem Tritt gerät.

»You can fool all the people some of the time, and some of the people all the time, but you cannot fool all the people all the time«, wußte schon Lincoln. Warum es dann immer noch versucht wird? Ganz einfach: »some of the time« reicht meist, um ordentlich Kasse zu machen — aus der man unter anderem die »Beziehs« (und/oder die Anwälte) finanziert, wenn's vorbei ist. Und bis dahin hat man wenigstens angenehm gelebt. Nicht »anständig« (wie Göring bei seiner Verhatung meinte), aber angenehm. Sofern einem mangelnder Anstand nicht unangenehm ist. Doch bei welchem Politiker oder Börsianer wäre das schon der Fall ...?

Donnerstag, 14. Februar 2013

»Zum Abschied: 56 Zentimeter Papst«

Es gibt Satiren, die das Leben schreibt, die keinem noch so begabt-galligen Autor einfallen könnten. Das berühmt-berüchtigte: »Wir sind Papst!« in der Trash-Postille BILD war so eine.



»Zum Abschied: 56 Zentimeter Papst« in der Neuen Zürcher Zeitung von heute ist die andere. Neben der (wenn es keine schnell gestrickte urban legend ist) Sache mit der Karikatur auf dem Kalenderblatt zum 10. Februar, natürlich ...
Die Figur ist 56 Zentimeter gross und wurde beim ältesten deutschen Puppenhersteller Schildkröt in Auftrag gegeben. Die Papst-Puppe ist im Stil der in der Firma seit 1896 produzierten Celluloid-Klassiker gehalten. Er trägt die weisse Soutane und die einst heiss diskutierten roten Schuhe. Gesicht und die weissen Haare sind von Hand aufgemalt. Die 999 Stück werden für je 249 Euro angeboten.
... weiß uns das Schweizer Qualitätsblatt (? — Spätestens mit dieser Meldung gebührt der Bezeichnung ein Fragezeichen) zu berichten. Nun gut. Es bleibt freilich eine Frage offen: warum eigentlich 999 Stück? Wären 666 nicht eine viel charmantere Zahl für diesen tollen Toy-Pope-Einfall?

Mittwoch, 13. Februar 2013

Ämter: Würden und Funktionen

Leider kein unpassender Faschingsscherz war, was sich wie ein Lauffeuer am Rosenmontag über die Medien verbreitete: der Papst tritt zurück. Es war wie ein Blitzschlag, und der Zufall (oder die Fügung, wie man will), daß wenige Stunden nach dieser Nachricht ein Blitz in die Kuppel des Petersdoms einschlug, wirkte auf viele wie ein Zeichen des Himmels — das zu deuten ich mich freilich nicht berufen fühle. Man sollte nach meinem Dafürhalten meteorologische Ereignisse nicht mit menschlichen Entscheidungen in Verbindung bringen. Nicht beim angeblichen »Global Warming«, und erst recht nicht bei Papst-Rücktritten ...

Ich verhehle nicht, daß ich im ersten Moment einigermaßen fassungslos war. Fassungslos — und mit einem tiefen Gefühl des Unbehagens las ich den Wortlaut der Ankündigung dieses Rücktrittes, der nach über sieben Jahrhunderten der Welt erstmals wieder einen »Papst a.D.« bescheren soll. Unbehagen ... warum eigentlich? Ist es nicht natürlich, wenn ein hochbetagter Mann in verantwortlicher Position erkennen muß, daß er nicht mehr die nötige Kraft hat, seines Amtes zu walten, und dann beschließt, seine Funktion in jüngere, agilere Hände zu legen ...? Dennoch: das Unbehagen blieb, und es verstärkte sich angesichts der reflexartigen Nachtritte der Journaille und Teilen der Polit-»Elite«, die eine klamm-heimliche Freude, einen Gegner bezwungen zu haben (gemischt mit leisem Bedauern, einen so praktisch verfügbaren Reibebaum zu verlieren), nicht verhehlen konnte.

All das wird den Papst sicherlich nicht überrascht haben. Und viele lobende Worte (über deren Ehrlichkeit ich mir mehr denke, als ich hier sagen möchte) waren sicherlich geeignet, die teilweise skandalöse Häme und Gehässigkeit, die aus manchem Kommentar troff, zu lindern. Dennoch: das Unbehagen blieb in mir zurück, und es verstärkte sich von Stunde zu Stunde. Und als ich am Abend dieses 11. Februar 2013 die düsteren Gedanken des deutschen Sozialwissenschaftlers und Publizisten Manfred Kleine-Hartlage zu dem Thema las, konnte ich dessen tiefe Besorgnis mehr als verstehen:
In einer Zeit, in der der katholische Glaube selbst von den meisten Katholiken kaum noch verstanden, dafür aber von einem riesigen Kartell von Ignoranten unter Beschuss genommen wird, verlässt ausgerechnet der Mann die Brücke, der wie kein anderer die Einheit von Glaube und Vernunft verkörpert, und der wie kein anderer dem Katholizismus seine Strahlkraft zurückgeben konnte, soweit es unter den obwaltenden Umständen nur menschenmöglich ist. Der vor allem klarstellte, dass ein zeitgeistkonformer pflegeleichter Glaube, dessen religiöser Gehalt sich in abstrakter gefühliger “Spiritualität” ohne konkreten Inhalt auflöst, nicht mehr als eine oberflächliche Wellnessreligion wäre, die zur Rettung einer heillosen Welt nichts beitragen kann, sondern nur noch tiefer in diese Heillosigkeit hineinführt. Selbst wenn Benedikt XVI. sonst überhaupt nichts mehr geleistet hätte, wäre er allein in dieser Eigenschaft als Kommunikator schon unersetzlich gewesen. (Hier weiterlesen)
Ich bin, das will ich ganz offen einräumen, im Hinblick auf eine »Heillosigkeit der Welt« und ihre »Rettung« durch wen (oder was) auch immer sicherlich skeptischer gestimmt als Kleine-Hartlage, dessen persönliche Bestürzung sicherlich auch durch den Umstand verstärkt ward, daß es eben dieser Papst Benedikt XVI war, dessen Wirken ihn vor einigen Jahren maßgeblich zur Konversion zur Katholischen Kirche bewogen hatte. Als »geborener« Katholik, der noch dazu einige Pontifikate mehr in seiner Lebensgeschichte mitbekommen konnte (mein »erster« Papst, dessen Tod mir — trotz aller Reserven ihm gegenüber — seinerzeit mental gewissermaßen »den Boden unter den Füßen erschütterte«, war Paul VI — an Pius XII habe ich keine, und an Johannes XXIII nur diffuse Kindheitserinnerungen), habe ich es da wohl leichter. Und dennoch ... das Unbehagen bleibt. Und es wächst. Im Gespräch mit meiner Frau und mit Bekannten versuchte ich es zu verarbeiten, zu klären, und es kristallisierte sich recht schnell ein Problemfeld für mich heraus, das ich mit dem Titel dieses Postings zu umschreiben trachtete: » Ämter: Würden und Funktionen«.

Es gibt viele Ämter in unserer Welt — in der Politik, in Religionsgemeinschaften, in der Wirtschaft und in Vereinigungen aller Art, und bezüglich dieser Ämter ist, wenigstens für mich, ein grundsätzlicher Unterschied auszumachen, den ich mit »Würde versus Funktion« umschreiben möchte. Das Amt des Präsidenten eines Verfassungsgerichtes ist zweifellos, trotz der damit verbundenen hohen Wertschätzung, keine »Würde«, sondern eine »Funktion«. Diese kann von Herrn A oder Herrn B (in Zeiten wie diesen natürlich auch »Frau B«) ausgeübt werden, durch diese oder jene Art der Auswahl gelangt man in sie; sie kann durch verschiedenste Umstände (Ablauf der Funktionsperiode, Rücktritt, Abberufung, Pensionierung etc.) beendet werden.

Demgegenüber sind »Würden« doch sichtlich anders geartet, und der grundlegendste Unterschied ist, daß man so eine Würde eben »hat« ... oder eben nicht — weil man sie im Grund nie gehabt hatte. Ämter, die in diesem Sinne »Würden« sind, werden im Deutschen oft auch mit dem Suffix »-tum« bezeichnet, und sind beispielsweise das »Königtum« — oder eben das »Papsttum«: es ist eine Kategorie jenseits der Funktion, und kein Mensch käme auf die Idee, von einem »Präsidententum« oder einem »Ministertum« zu sprechen — denn dies sind eben typische »Funktionen«. Eine »Würde« ist, wenn ich diese Definition ad hoc formulieren darf, ein Amt, das seinem Träger zugleich auch ein »Wesen«, also eine spezifische Eigenart (ein »Alleinstehungsmerkmal«, wie das neudeutsch so schön heißt) vermittelt, und zwar über die ihm jeweils eigenen Funktionen hinaus (ohne die es ja kein Amt wäre, sondern ein bloße Ehre, ein »Titel ohne Mittel«, wie man in Wien auch spöttisch dazu sagt).

Und, jetzt einmal ganz einfach dahingesagt: von Würden tritt man nicht zurück — oder, vielleicht präziser formuliert: tritt man nur unter ganz außerordentlichen, einzigartigen Umständen zurück! Andernfalls gäbe man zu erkennen, daß die vermeintliche Würde eben doch bloß eine Funktion gewesen ist, die man  halt eine Zeitlang ausgeübt hat. Wenn die Königin der Niederlande ihre Abdankung bekanntgibt, und zwar nicht, weil ihr Land von Feinden besetzt, oder durch Naturkatastrophen bzw. Bürgerkriege zerrüttet ist, dann zeigt uns das, daß die vermeintliche »Würde« einer Königin der Niederlande schon längst nur eine Funktion (nämlich die eines im Erbweg besetzten Staatsoberhauptes) war. Wohlgemerkt: schon war, und nicht erst durch diesen Rücktritt wurde!

Wenden wir diese Begriffsunterscheidung nun auf den Fall des Papst-Rücktrittes an: waren es also ganz außerordentliche, einzigartige Umstände, die ihn zu seinem Schritt bewogen? Nach dem, was bislang bekannt ist: nein. Es ist, wenigstens in der uns verlautbarten Botschaft, das Gefühl einer befürchteten Unzulänglichkeit infolge seines fortschreitenden Alterungsprozesses, welches ihn zum Rücktritt veranlaßte. Und das ist meines Erachtens nicht genug, um einen solchen Schritt — über dessen legale Zulässigkeit nicht die geringsten Zweifel bestehen können! — über diesen positivrechtlichen Aspekt hinaus zu legitimieren.

Der Papst steht mit seiner Handlungsweise freilich in einer mittlerweile jahrzehntelangen Tradition der »Funktionalisierung« von Ämtern in der Katholischen Kirche. Ich erinnere mich noch, daß zu Zeiten meiner Kindheit selbst »einfache« Bischöfe in Amt und Würden (sic!) zu sterben pflegten. Waren sie schon etwas zittrig, wurde ihnen ein halbwegs junger Weihbischof beigegeben, in Fällen zunehmender Gebrechlichkeit war es vielleicht ein »Koadjutor mit Nachfolgerecht«, der sich jedoch (meist) pietätvoll hütete, dem greisen Oberhirten das Gefühl völliger Entbehrlichkeit zu vermitteln. Nur in besonders gelagerten Fällen legte man Bischöfen die Resignation nahe, und promovierte sie auf einen Titularsitz »in partibus infidelium«. Das Gefühl der Würde, nämlich der Würde eines Apostelnachfolgers, war zu sehr präsent, als daß man sich einen »Apostel a.D.« vorstellen mochte.

Das änderte sich freilich nach dem Vaticanum II. Bischöfe hatten mit fünfundsiebzig dem Papst ihren Rücktritt anzubieten, Kardinäle wurden ab achtzig als unfähig erachtet, weiterhin an Papstwahlen teilzunehmen. Der greise Kardinaldekan Ottaviani, der über die Medien von dieser Maßnahme erfuhr, meinte dazu süffisant: »Ich dachte bisher immer, daß der Heilige Geist das Kardinalskollegium bewegt, einen Papst zu wählen. Nun muß ich feststellen, daß dieser Heilige Geist offenbar ab dem achtzigsten Lebensjahr zu wehen aufhört — aber das ist eine Frage, die der Heilige Vater zu klären hat, wenn er selbst einmal achtzig ist ...«

Nun tritt also ein Papst mit sechsundachtzig aus Altersgründen zurück — womit sich dann wohl eine Regel herausbilden wird, daß ein Bischof mit dem 75., ein Kardinal mit dem 80. und ein Papst mit dem 85. Lebensjahr in Pension zu gehen hat. Nur: warum dann noch Ämter auf eine ohnehin bloß hypothetische »Lebenszeit« vergeben — warum dann nicht gleich Funktionsperioden? Wenn das mithin bloße Funktionen sind, wäre dies doch mehr als naheliegend!

Nein, ich verhehle es nicht: ich bin mit der Rücktritts-Entscheidung des Papstes nicht einverstanden — wenigstens nicht unter den mir bis dato bekannten Umständen und Begründungen! Ich könnte mir freilich vorstellen, daß ein bald danach eintretender Tod Benedikts XVI (den ich ihm, das möchte ich klarstellen, keineswegs wünsche!), dessen Ursache in seine Amtszeit zurückreicht (etwa eine unheilbare Erkrankung, die bereits jetzt diagnostiziert wurde), den gewählten Schritt nachträglich rechtfertigen kann. In der Tat bedeutete ein bspw. durch einen inoperablen Hirntumor (oder rapid fortschreitende Demenz) zur Amtsführung gänzlich unfähiger Papst im Sinne der vorherigen Darlegungen »ganz außerordentliche, einzigartige Umstände«. Davon gehe ich jedoch nicht aus — ich erwarte eher einen Alt-Papst, der noch einige Jahre kontemplativ und zurückgezogen lebt, und an etwas in der Art eines »theologischen Vermächtnisses« schreibt.

Es gibt Schritte, die, einmal gesetzt, unabsehbare Folgen haben. Ich fürchte es auch von diesen Rücktritt. Denn dadurch wurde dem Papsttum eben eine bisher selbstverständliche Grundlage faktisch entzogen: die Unabsetzbarkeit. Nicht rechtlich, natürlich — aber was besagt das schon groß! Wie vieles passiert doch in der Welt, ohne daß es rechtlich gedeckt wäre, oder bloß ad hoc — oder gar erst nachträglich — »passend« gemacht würde ... nein: faktisch tritt nun das ein, was Manfred Kleine-Hartlage in einem deprimierenden Satz zusammenfaßte:
Ab jetzt wird es denkbar, einen Papst aus dem Amt zu mobben, was bisher als von vornherein aussichtslos gelten musste, weil es selbstverständlich war, dass niemand einen Auftrag des Heiligen Geistes zurückgibt.
Und Mobber gibt es wahrlich genug! Außerhalb und innerhalb der Katholischen Kirche. Und wohl auch in der Römischen Kurie. Sie alle wußten bislang genau: wenn ein Clemens VII durch den Sacco di Roma zwar zu Kapitulation und Flucht, nicht aber zum Rücktritt veranlaßt werden konnte, wenn ein Pius VI trotz der Gefangennahme, Absetzungserklärung, Verschleppung und Demütigung durch Napoleon nicht zurücktrat, dann tritt ein Papst nie zurück. Man kann ihn umbringen (was mehrmals der Fall war), man kann ihn einsperren, man kann ihn aller Hilfsmittel berauben — aber man kann ihn nicht zum »Nicht-Papst« machen.

Doch, man kann! Ab jetzt. Man kann ihn — ist doch viel humaner als ein Giftmord! — durch Palastintrigen und Medienkampagnen zermürben. Man kann ihn fertigmachen. Man kann den Fels zum Bröckeln bringen ...

Es ist ein langer, allzu langer Artikel geworden, ich weiß! Ich fürchte: ein notwendiger. Und ich fürchte noch mehr: ein sinnloser. Und ich hoffe (gegen alle Hoffnung): ein grundloser. Die in ihrem Glauben an göttliche Vorsehungen und die Verheißungen Christi sicheren Gläubigen werden mir jetzt ein »et portæ inferi non prævalebunt« entgegenhalten. Ich will ihnen diesen Glauben nicht nehmen, wenn ich ihn auch nicht ohne weiteres zu teilen vermag. Denn es gibt noch ein anderes Wort, ein fürchterliches, wenn man's bedenkt, das uns überliefert ist: »Nemo mittens manum suam ad aratrum, et respiciens retro, aptus est regno Dei.«

Hoffen wir dennoch ...

Dienstag, 12. Februar 2013

»Das Ende der Barmherzigkeit«

... nannte Blogger »Geistbraus« vor ein paar Tagen einen ausgezeichneten Artikel über Deutschland (und wohl nicht nur dieses!), das er durch ein süffisantes Reihenhausphoto mit der Bezeichnung »Wohnen im Land der Vielfalt« charakterisierte.
2013 – willkommen im weltoffenen Deutschland der vielfältigen Lebensentwürfe:
  • Ein katholischer Publizist äußert sich öffentlich gegen die “Pille danach” und findet schwule Weihnachtsmärkte überflüssig. Daraufhin wird er von seiner Hochschule gefeuert, Qualitätsmedien wie der Kölner Express berichten, der Publizist “empöre” die Nation, das Publikum habe “geschockt” reagiert, er “peste” gegen Schwule. Skandal!
  • Ein Blogger nimmt am Marsch für das Leben teil. Daraufhin erteilt ihm eine Berliner Veganerkneipe Hausverbot. Solche Frauenverachter soll man auch noch anschaun müssen, geschweige denn bedienen? Skandal! (Hier weiterlesen)
Deutschland, nein: die westliche Welt, wie sie leibt und lebt! Das Résumé fällt dann auch adäquat aus:
Im Hause des Vaters sind viele Wohnungen, im Hause des Demokraten aber wohnt nur er selbst. Der Staatsbürger darf sich die Zierfischsorten in seinem Aquarium aussuchen und die Blümlein auf seinem Fenstersims, und das verkauft man ihm als Vielfalt. Aber sobald er Haie haben will oder selber ins Aquarium springt, schmeißt man ihn raus.

Das Zeitalter, in dem Ritter, Schuster, Geißler, Landstreicher, Narren, Philosophen, Feen, Schweine und Engel nebeneinander und miteinander die Welt bevölkern konnten, sind vorbei. Der Bürger hat ihnen den Garaus gemacht. Es hat sich für ihn gelohnt: Die Welt ist zwar todlangweilig. Aber dafür hat er jetzt Stimmzettel.
Willkommen in der Reihenhaussiedlungsidylle von Jessica & Kevin ...

Montag, 11. Februar 2013

Was zeigt der Spiegel?



Und der Spiegel zeigt, welche Ärsche in seiner Redaktion sitzen

»Ein Heiliger wird er nun vermutlich nicht werden«

Meint der Blogger-Kollege »Zettel« in einem für einen selbstdeklarierten Nicht-Christen eigentlich insgesamt sehr fairen Resumé. Nun, faire Einschätzungen sind bei ihm gottlob nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Nur will es LePenseur bedünken, daß Zettel mit seiner Einschätzung dennoch daneben liegen könnte.

Der letzte freiwillig zurückgetretene Papst — lassen wir ein paar Gegenpäpste einmal außen vor — war Cölestin V. Und der wurde bekanntlich heiliggesprochen. Denn die Heiligkeit eines Papstes bezieht sich nicht auf das möglichst langen Aushalten im Papstamt auch bei Gebrechlichkeit und körperlicher Hinfälligkeit (wie es Johannes Paul II geradzu zelebrierte), sondern wohl (auch) auf andere Kriterien: keine Frage, daß Beharrlichkeit im Leiden den für jede Kanonisation erforderlichen »heroischen Grad der Tugenden« konstituieren kann — aber es gibt jede Menge Heiliger, die ohne körperliche Qualen (oder wenigstens mit keinen anderen, als sie im Lauf des Alters mehr oder weniger alle Menschen heimsuchen), zur Ehre der Altäre erhoben wurden. Auch Päpste. Man denke etwa an Pius X — dessen Tod im Donnergrollen der nahenden Stahlgewitter des Ersten Weltkriegs zwar von Tragik umschattet war, dessen Heiligsprechung aber sicher nicht deshalb erfolgte.

Nun, kein Rücktritt ohne behenden Nachtritt ... und auf gewohnt unappetitiliche Weise tritt Dietmar Neuwirth, der allzeit kritikbereite Kirchenreporter der »Presse«, nach:
Benedikt XVI. macht den Weg frei. Zuletzt hatte es den Anschein, dass er sich fast selbst ein wenig im Weg gestanden ist. Da gelang es dem Papst zwar in beeindruckender Weise, manche Erstarrungen und Engführungen der Vergangenheit mit dem Hinweis auf den liebenden Gott zu konterkarieren. In vielem blieb er aber doch ein Gefangener seiner selbst, ein Gefangener seines Amtes, ein Gefangener der diesfalls schwer lastenden Tradition der katholischen Kirche.

Benedikt XVI. macht den Weg also frei zumindest für die Chance eines von vielen so sehnsüchtig erhofften neuen Anfangs in der katholischen Kirche. Er macht den Weg nicht zuletzt auch frei für eine dringend erforderliche Neuorganisation der Vatikanischen Kurie, die von immer unverhüllter geführten Diadochenkämpfen, zuweilen homoerotisch motivierten Intrigen und von Korruption schwer gebeutelt war.

Er macht den Weg frei für eine neue Form der Kommunikation mit der „Welt". Denn wirklich verstanden hat der 86-Jährige diese Welt offenbar nicht mehr. Er sieht sich angesichts schwindender körperlicher Kräfte gezwungen zu resignieren.
(Hier weiterlesen)
»Wirklich verstanden« dürfte offenbar auch Herr Neuwirth nicht haben, was die Funktion eines Papstes ist. Ihn als Grüßaugust von »Wir sind Kirche« zu erhoffen, mag der Erwartungshaltung besagten Herrn Neuwirths (und wohl der gesamten zeitgeistigen Journaille, insbesondere des deutschen Sprachraumes, und vieler, allzu vieler Funktionäre des Gremialkatholizismus) entsprechen, aber wohl nicht der Realität.

Wer — wie LePenseur — der katholischen Kirche zwar weltanschaulich durchaus mit deutlicher Distanz — aber eben auch ohne naß-forsche Distanzlosigkeit! — gegenübersteht, wird derlei Häme nicht goutieren. Die Qualität eines Charakters offenbart sich am erhellendsten im Umgang mit dem (wirklich oder vermeintlich) überwundenen Gegner ...

Was immer Papst Benedikt XVI letztlich zur Resignation veranlaßt haben mag: es stünde Leuten wie Dietmar Neuwirth nicht schlecht zu Gesicht, einmal darüber nachzudenken, daß es vielleicht (oder gar wahrscheinlich?) Leute ihres Schlages sind, die ihn resignieren ließen.

Sonntag, 10. Februar 2013

Oliver Pink träumt feucht und grün

Der »Presse«-Redakteur Oliver Pink gerät ins Träumen ... Und was er träumt, das verrät viel über den mittlerweiligen Zustand des seinerzeitigen Flaggschiffs bürgerlichen Journalismus' ebenso, wie über den zustand der ÖVP:
Es war einmal ein schwarz-grüner Traum

Vor zehn Jahren scheiterten die Regierungsverhandlungen in Schwarz-Grün. Ein Experiment, dessen "Charme" Konservative wie Linke gleichermaßen erlagen. Heute ist man von einer solchen Koalition weit entfernt.


Mit der SMS-Nachricht „Es ist vorbei“ erwachten viele Grünen-Funktionäre am Morgen des 16.Februar 2003 aus dem schwarz-grünen Traum. Nach einer 16-stündigen Marathonsitzung markierte diese von den Verhandlern ausgesandte Kurzmitteilung das Ende der Koalitionsverhandlungen zwischen Wolfgang Schüssels ÖVP und Alexander Van der Bellens Grünen.

Zehn Tage lang war zuvor intensiv verhandelt worden. Bereits im Dezember hatte der erweiterte Grünen-Bundesvorstand grünes Licht gegeben. Doch nur „Sondierungsgespräche“ zu führen, war den Grünen zu wenig, zumal die ÖVP zuerst nicht darauf verzichten wollte, parallel mit der FPÖ zu verhandeln. Über Weihnachten und im Jänner stellten sie die Verhandlungen ein, die Gespräche im Hintergrund liefen allerdings weiter, sodass Anfang Februar dann „echte“ Koalitionsverhandlungen aufgenommen werden konnten. Zu diesem Zeitpunkt waren sowohl Bundeskanzler Wolfgang Schüssel als auch Grünen-Chef Alexander Van der Bellen entschlossen, es ernsthaft miteinander zu versuchen.

Vor allem für die Grünen und ihren Vorsitzenden war dies eine ernste Zerreißprobe – Van der Bellen war am Schluss der Verhandlungen auch körperlich erschöpft. Seine damalige Stellvertreterin Eva Glawischnig bekannte, sie habe danach „schon eine Träne zerdrückt“. Die Wiener Landespartei fasste eigens einen Beschluss gegen die Koalitionsgespräche mit der ÖVP, Alexander Van der Bellen wurde des Verrats geziehen. Der selbst ernannte „Basiswappler“ Karl Öllinger machte gegen Schwarz-Grün mobil, weil er das Auslaufen der Frühpension nicht mittragen wollte und konnte.

Andererseits erlagen auch viele Linksliberale dem „Charme“ dieses Experiments. Nach den „finsteren“ Jahren in Schwarz-Blau bot sich ein „Window of Opportunity“, die ÖVP wieder auf den rechten Weg zu führen und den Ruf des Landes in Europa und der Welt wiederherzustellen. Schon seit der Nationalratswahl hatte etwa der „Falter“ seine Leser von den Vorzügen von Schwarz-Grün zu überzeugen versucht – mit Titeln wie „Joint Venture“.
(Hier weiterlesen)
Ach, die Sprache ist verräterisch ... z.B. »...die ÖVP wieder auf den rechten Weg zu führen«, wenn dies bedeutet, sie auf einen dezidiert linken zu führen. Und ein »Joint Venture« ist bekanntlich ein gemeinsames Projekt, mit dem zwei Partner (notgedrungen gemeinsam, weil's allein halt nicht ginge) ordentlich absahnen wollen. Ja, durchaus vorstellbar, daß das »gegangen« wäre. In der ÖVP sitzen genug leistungsfeindliche Apparatschiks (FCG, GÖD, Kammerfuzzis & Co.) aus geschützten Bereichen, die liebend gern ihre Pfründen sichern, egal mit wem. Und wenn's der Herr Josef Vissarionowitsch S. persönlich wäre! Die Kombination von intriganten schwarzen Packlern mit grün-spießigen Bobos ist in der Tat genau der Geschmack »bürgerlicher« Journalisten! Die einen geben die nötigen Subventionen her (die sie vom schwindenden Anteil der echten Leistungsträger via Steuern und Beiträge abzocken), die anderen sorgen für die »intellektuelle« Behübschung, damit man sich gut fühlt ...

Nun, Schüssel hatte damals wegen seiner gewonnenen Nationalratswahl noch immer zu viel Einfluß in der Partei, sodaß der feuchte Traum aller Christgewerkschafter und Bauernbündler dann doch nicht kam. Was kam, war freilich auch nicht viel besser: eine Koalition mit einer von Haider ziemlich gegen die Wand gefahrenen FPÖ, die sich dann ein paar Jahre lang — lähmend und gelähmt zugleich — dahinschleppte. Der angeblich so schlaue Fuchs Schüssel mußte erfahren, daß man sich auch zu Tode siegen kann. Und sein Nachfolger Molterer konnte noch froh sein, daß sich Rot-Grün nach der nächsten Wahl nicht ausging und er als Vizekanzler einer SPÖVP-Koalition (die längst keine »große« mehr war! — weitermachen durfte.

Was wäre freilich gewesen, wenn 2003 doch Schwarz/Grün gekommen wäre? Nun, die existierende Schwarz-Grüne Koalition in Oberösterreich gibt da gewisse Anhaltspunkte. Und die sindt nicht eben erfreulich. Ein Regime von Packlern ist unerfreulich genug, wenn dazu noch eine kräftige Dosis linker Heuchelei und Gutmenschlichkeit kommt, dann wird's freilich unerträglich für alle, die eine formierten Gesellschaft nicht erstrebenswert finden. Und die stramm links/grün-lastig ausgerichteten Redaktionen der Systempresse und des ÖRF, des Österreichischen Rotfunks, hätten schon dafür zu sorgen gewußt, daß nach der nächsten Wahl Rot/Grün »alternativlos« gewesen wäre.

So gesehen hat Österreich im Februar 2003 noch einmal Glück gehabt. Kein dauerndes, freilich, wie die nächsten Wahlen bewiesen ...

Samstag, 9. Februar 2013

Venezuela wertet ab

Und das liest sich dann in der Diktion von APA/Reuters (und penibel abgeschrieben von der »Presse«) wie folgt:
Venezuela hat seine Landeswährung Bolivar zum Dollar kräftig abgewertet. Für einen Dollar müsse das südamerikanische Land nun 6,3 Bolivar hinlegen nach zuvor 4,3 Bolivar, teilte das Finanzministerium am Freitag mit. Mit dem Schritt will die Regierung ihre Finanzen sanieren, nachdem sie im vergangenen Jahr große Ausgaben getätigt hatte. Eine Abwertung hat für den Staat den Vorteil, dass er seine Schulden bei heimischen Gläubigern leichter zurückzahlen kann. (Hier weiterlesen)
Na, isses nicht schön, wenn sich der Staat etwas erleichtern kann? Also, genaugenommen, erleichter er weniger sich, als seine Bürger, indem er ihnen mit einem Schlag ein Drittel ihres Geldvermögens wegnimmt — aber das wird durch eine Abwertung halt recht unprätentiös durchgewunken, und bis die proletoiden Halbaffen, die Chavez traditionell vorwiegend zu wählen pflegen, draufgekommen sind, daß sie sich ihre Bolivarnoten demnächst bestenfalls gerollt wohin auch immer schieben können, ist der Presidente schon für die dritte Amtsperiode vereidigt, und lenkt sein Land volle Pulle weiter in den Abgrund (sofern ihn sein Prostatakarzinom nicht zuvor erledigt. Für Venezuela gibt es also noch Grund zu bescheidener Hoffnung) ...

Der Crash, den die venezolanische Volkswirtschaft hinlegen wird, dürfte jedenfalls kaum weniger laut knallen als der vor einigen Jahren in Argentinien. Armes Volk, möchte man seufzen ... ... aber, Moment: die haben ihren hirnkranken Möchtegern-Führer doch selber gewählt, mehrmals sogar! Nun, Figuren wie Chavez sind ein weiteres Indiz für den sich verdichtenden Befund, daß in der Demokratie auf Dauer eben nur die unverschämten Idioten mit der großen Klappe die Wahlen gewinnen. »Shit in – shit out!« lautet eine alte Programmiererweisheit.

Und wenn man all die Kevins und Jessicas so einfach wählen läßt, dann kommen eben die Chavez', Schokobamas, Mursis (und wie sie alle heißen) heraus. Und, bitteschön: nicht glauben, daß es bei uns besser wäre! Wenn ich mir die Hirnöderln so anschau', die bei uns in der Regierung sitzen ... oder erst im Rat der Kommissare der EUdSSR ...

Freitag, 8. Februar 2013

Das Zusammenwirken

... zwischen Schlepperbanden und Sozialindustrie wird in folgendem Artikel, den ich im Kommentarbereich von Andreas Unterberger zitiert fand, näher beleuchtet — und was bei dieser Beleuchtung an dunkel gähnenden Abgründen dann zutage tritt, ist schon mehr als bemerkenswert:
In der ”WDR 5 Redezeit” sprach Alexandra Bahnsen, Sozialarbeiterin im Dortmunder St. Vincenz Jugendhilfe-Zentrum, über ihre Tätigkeit mit “unbegleiteten minderjährigen Migranten”.

Bei diesen handelt es sich überwiegend um illegale Einwanderer, die mit Hilfe von Schlepperbanden nach Deutschland gelangen. Diese werden meist von den Familien der Illegalen bezahlt, die erwarten daß der Illegale Gelder aus Europa übersendet oder den Nachzug von Familienmitgliedern ermöglicht. In anderen Fällen verschuldet sich der Illegale beim Schlepper, zu dessen Konzept es gehört, daß dieser die Schulden durch Einkünfte z.B. aus Drogenhandel (bei Männern) oder Prostitution (bei Frauen) zurückzahlt. Das alles erwähnt Frau Bahnsen jedoch nicht. Mit ihren im Ton äußerster moralischer Selbstgewißheit vorgetragenen und durch die öffentlich-rechtliche Moderatorin zu keinem Zeitpunkt herausgeforderten oder in Frage gestellten Darstellungen gibt sie jedoch einen Einblick in die größtenteils staatlich finanzierte Infrastruktur, die schädliche Formen von Zuwanderung nach Deutschland unterstützt, sowie in die Mentalität der Personen, die diese Zuwanderung ermöglichen.

Bahnsen zufolge seien Schlepperbanden die Einrichtungen der Sozialindustrie bekannt und Teil ihres Konzepts. Die Illegalen würden teilweise direkt von den Schleppern dort abgesetzt. Die Banden würden diese auch mit Geschichten ausstatten, die deren Aussichten, in Deutschland geduldet oder als Asylberechtigte anerkannt zu werden, erhöhen sollen.

Bahnsen bestreitet nicht, daß die meisten Illegalen das Asylrecht mißbrauchen: Die Mehrheit der Antragsteller unter den Illegalen hätte “leider keine Asylgründe”. Sie geht nach eigenen Worten jedoch davon aus, daß die “Jugendlichen” (tatsächlich handelt es sich oft um Erwachsene, die als Teil ihrer Geschichte ein niedrigeres Alter angeben) wahrheitsgemäße Angaben machen würden, um das “Vertrauensverhältnis” zu diesen nicht zu gefährden. Diese würden bei “Mißverständnissen” zudem zu aggressivem Verhalten gegenüber ihren Helfern neigen. Frau Bahnsen handelt aber offenbar nicht aus Einschüchterung, sondern aus einer politischen Motivation und dem Wunsch nach dem Gefühl moralischer Überlegenheit heraus, das ihr offenbar durch ihr auf Kosten Deutschlands ausgelebten Verhalten entsteht.

Sie würde den von ihr betreuten Ausländern gerne noch mehr Unterstützung zukommen lassen, was aber an der rechtlichen Situation in Deutschland scheitere, in der diese wegen zumindest theoretisch mit Abschiebung zu rechnen haben. Sie rechnet es sich aber als Verdienst an, daß bislang keiner von “ihren” Jugendlichen abgeschoben worden sei. Es mache sie allerdings “verzagt”, daß sich offenbar nicht wenige von diesen u.a. als Drogenhändler betätigen, was sie überrascht. Bei Fehlverhalten sieht die Sozialindustrie jedoch niemals Strafen und Sanktionen vor, sondern immer nur weitere Hilfe und zusätzliche Betreuung.
(Hier weiterlesen)
Warum reagieren Mitarbeiter (und insbesondere: Mitarbeiterinnen) im Sozialbereich so? Welche verquere Geisteshaltung bemüht sich darum, lieber mit präsumptiven Huren und Dealern ein »Vertrauensverhältnis« aufzubauen, statt dafür zu sorgen, daß die — überaus seltenen! — Weizenkörner echter Asylanten von der überwältigenden Menge an halb- bis ganzkrimineller Spreu möglichst effizient getrennt werden, und letztere möglichst kostenschonend für die Staatskasse unverzüglich abgeschoben wird! Brauchen wir denn wirklich mehr Geheimprostituierte und Drogendealer in unseren Ländern? Oder auch »nur« mehr Sozialtouristen?

Ein Kommentar zu diesem Artikel bringt eine durchaus plausible Erklärung für diese nicht bloß unsinnige, sondern zumeist auch eklatant gesetzwidige Vorgangsweise:
Ich wollte nicht zu populärpsychologisch werden, fragte mich beim Anhören des Beitrags angesichts der Formulierungen und des Tons der Dame aber, ob sie mit “ihren Jugendlichen” vielleicht einen unerfüllten Kinderwunsch kompensiert.

Der selbst zeitweise im Bereich Entwicklungshilfe tätige Bekannte, der mich auf diesen Beitrag hingewiesen hatte, erklärte sich diese Einstellung hingegen mit einem Hang zur Selbstopferung. Soziale Berufe würden gutmütige, altruistische Menschen anziehen, die eine Aufgabe suchen, in der sie aufgehen können. Man arbeite für wenig Geld lange Stunden, fühle sich dem Schicksal der umsorgten Menschen so nahe das man nicht mehr zwischen Beruf und Privatleben trennen könne, und ziehe seine Motivation aus dem Gefühl, ein guter Mensch zu sein oder die Welt zu retten. Mangels guter Auswirkungen dessen, was man tut, müssten sich manche besonders obsessiv des eigenen Gutseins versichern.
Die in diesem Blog schon öfters geäußerte Vermutung, daß die Menschen infolge der Säkularisation des Westens in Ermangelung einer jenseitigen Hölle, an die sie nicht mehr glauben wollen oder konnen, dazu übergehen, sich ihre kleinen »Privat-Höllen« — vom »Global Warming« über den sofortigen Atomtod (wenn Deutschland nicht auf Windräder und Solarzellen umsteigt!), bis zum allgegenwärtig drohenden Sexismus, Neonazismus, und was sonst noch an Hirnblähungen alarmistisch verwertbar erscheint — selbst zu schaffen, diese Vermutung bedarf offenbar auch der Ergänzung, daß dieselben Typen wohlstandsverwöhnter Gutmenschen dazu übergehen, auch ihre kleinen Privat-Himmel zu konstruieren!

Statt sich um ihr eigenes Wohlergehen (und das ihrer Familien und Freunde) zu sorgen, und im Übrigen sich darauf zu beschränken, gegenüber allen anderen keine Schädigungsabsicht auszuleben — was für einen Otto Normalverbraucher auf ethischem Gebiet ohnehin schon eine sehr ambitionierte Verhaltensmaxime dastellt! — , soll der persönliche Lebenssinn also über die Errichtung Potemkin'scher Gutmenschentums-Dörfer verwirklicht werden. Wogegen (bis auf die offensichtliche Unsinnigkeit) nicht viel einzuwenden wäre, wenn sich die Leutchen diese ihre Sinnsuche selbst finanzieren, oder durch freiwillige Spenden finanzieren ließen. Aber genau das ist eben nicht so! Diese Berufsgutmenschen lassen sich ihr mentales Wohlbefinden, dieses schmeichelnde Bewußtsein der eigenen moralischen Überlegenheit, von der Allgemeinheit, das heißt: durch immer drückendere Steuern, Sozialbeiträge und durch staatliche Schuldenmacherei berappen.

Und exakt hier hört mein Verständnis auf: denn wenn ich »gut« sein will, dann habe ich das gefälligst auf eigene Kosten zu machen! Wer auf Kosten des Steuerzahlers gut sein will, betreibt bloß eine peinliche Ego-Politur. Dagegen ist ja noch jede Charity-Lady, die eine hippe Champagner-Party aufzieht, um mit den dabei gesammelten Brosamen irgendwelche »Hilfsprojekte« zu unterstützen, eine zweite Mutter Teresa!

Und vollends degoutant wird es, wenn solche Menschen dann jene, die an dieser Inszenierung nicht als Zahler teilnehmen wollen, als kalte Neoliberale, und was linker Kampfrhetorik dafür sonst noch an epitheta ornantia einfällt, verunglimpfen. Sorry, aber mein Verständnis für Leute, die ihren verlorenen Glauben an das Christkind durch fremdfinanziertes Helfersyndrom therapieren, ist endenwollend!