Samstag, 24. November 2012

»Tierschutz hört beim Menschen auf«

... resumiert Josef Bordat. Oder: wie entstelle ich die Argumente von »Tierschützern« zur Kenntlichkeit.

Dank an Rev. Alipius, dessen Blog mich auf diese Köstlichkeit hinwies. Da nicht alle Leser von LePenseur sich auch regelmäßig auf den »Klosterneuburger Marginalien« herumtreiben (wenngleich die Schnittmenge sicherlich nicht unerhablich ist), ergeht an alle anderen die dringende Empfehlung: LESEN!

5 Kommentare:

Vegetarier hat gesagt…

Also ich weiß nicht.

Mindestens ebenso gut könnte man die Argumente von Leuten wie der Herren Bordat, Alipius & Co mit Fragen a la "Wenn Gott allmächtig ist, kann er dann einen so schweren Stein schaffen, den er nicht aufheben kann?" zur Kenntlichkeit entstellen. Und sich über diese Köstlichkeit amüsieren.

Herr Bordat bringt in seinem Nachbarschafts- Vertragsbeispiel diese Frage:

"Ich hätte allerdings gerne eine Klausel im Vertrag: Bevor ich nicht meine weiße Maus gerettet habe, können Sie (und evtl. vorhandene Angehörige und/oder Gäste) soviel um Hilfe schreien, wie Sie wollen, eine Hilfspflicht soll bitte schön nicht erwachsen (zumindest nicht aus diesem Vertrag). Erst wenn ich meine weiße Maus gerettet habe, muss ich mich um Sie kümmern. Würden Sie einem Vertrag mit derartiger Klausel zustimmen?"

Einer solchen Klausel würden ich und eine Reihe anderer Leute problemlos zustimmen. Und selbst wenn nicht - was soll so eine Frage schon beweisen? Daß es Situationen gibt, in denen auch einem militanten Tierschützer das eigene Leben näher ist als ein anderes?

Von seiner Tierschützerin hat er ja die gleiche Antwort erhalten:

"Aber ich kann sagen, dass ich meinem Nachbarn keineswegs böse wäre, wenn er das Überleben seiner (vermutlich) über alles geliebten Maus über mein Leben stellen würde..."

Es gibt überall in Religion, Politik, Tierschutz, Umweltschutz usw. Extremisten und "Vernünftige", Gescheite und Bescheidenere, Rechthaber, Haarspalter, Pragmatiker usw. usf.

Z. B. ich lebe vegetarisch aus vielen Gründen, aber es käme mir nicht in den Sinn, anderen ihre Ernährungsgewohnheiten vorschreiben zu wollen. Das muß jeder für sich entscheiden. Was mir aus Gründen des Mitleids und Mitgefühls nicht ganz egal sein kann, sind die durch den viel stärkeren Menschen SYSTEMATISCH, BEDENKENLOS und VERMEIDBAR verursachten Qualen anderer Lebewesen. In diesem Sinne befürworte ich Gesetze, die schwächere Lebewesen schützen. Wissend, daß ich einer gesellschaftlich völlig unbedeutenden Minderheit angehöre, sei es als Liberaler oder als Vegetarier.

Volker hat gesagt…

"Daß es Situationen gibt, in denen auch einem militanten Tierschützer das eigene Leben näher ist als ein anderes?"

Lieber Vegetarier, mir scheint, dass Sie (vielleicht waren Sie gerade in Eile) den Text nicht richtig verstanden haben.
In der konstruierten Klausel geht es nicht darum, zuerst das eigene Leben zu retten. Das ist sowieso selbstverständlich und muss nicht vertraglich vereinbart werden.
Auch logisch. Wie sollte ich den Nachbarn retten, wenn ich schon tot bin?

Es geht in der Klausel darum, dass erst die Maus und dann der Nachbar gerettet wird; dabei in Kauf nehmend mit der Maus-Rettung so viel Zeit zu vertun, dass unterdessen der Nachbar verbrannt sein könnte.
Anhand dieser absurden Konstruktion (die, das nur nebenbei, auch rechtswidrig wäre) hat der Autor das schräge Denken der militanten Tierschützer aufgezeigt.

Vegetarier hat gesagt…

Lieber Volker,

wie Sie sagen hat Herr Bordat eine "absurde, rechtswidrige Konstruktion" vorgelegt, anhand derer er irgendetwas beweisen, "schräges Denken" aufzeigen, die Tierschützer vorführen wollte.

Für mich ist das ein kläglicher, untauglicher Quatsch, aber wenn es Herrn Bordat befriedigt und ihm Beifall einbringt, soll es mir recht sein.

Eine Bemerkung noch zu den militanten Tierschützern. Ich goutiere nicht alles, was in dieser Szene passiert. Aber ich habe Verständnis, Sympathie und Bewunderung, wenn ich mir ansehe, für welches edle Ziel (Leidminderung) diese Idealisten eintreten und gegen welche übermächtigen staatlichen, teils sehr brutalen, unfairen Kräfte sie dabei antreten.

Volker hat gesagt…

Lieber Vegetarier,

um neun dachte ich noch, Sie hätten beim ersten mal überfliegen den Text nicht richtig verstanden. So was passiert einem ja gelegentlich.
Nun bin ich mir nicht mehr so sicher, ob Sie den Text nicht verstehen konnten oder nicht verstehen wollen.

Ja, Brodats Konstruktion ist absurd. Er hat den Wahnsinn bewusst auf die Spitze getrieben, um damit allgemein die Absurdität des tierschutzextremistischen Denkens aufzuzeigen und konkret zu veranschaulichen, in welch missliche Lage die Dame sich damit selbst bringen kann.
Ist Brodats Konstruktion rein theoretisch (in praxi würde er, "wie es das Gesetz befahl", selbstverständlich die Menschen retten, zumindest versuchen), so ist die Antwort der Dame ganz ernst gemeint:

"Aber ich kann sagen, dass ich meinem Nachbarn keineswegs böse wäre, wenn er das Überleben seiner (vermutlich) über alles geliebten Maus über mein Leben stellen würde. Ich könnte ihn verstehen (würde ich es bei meinen Tieren doch genauso sehen)"

Darum ging es in diesem kleinen Bericht.
Ist das wirklich so schwer zu verstehen?

Vegetarier hat gesagt…

Lieber Volker,

was ist jetzt genau an der einfachen Antwort der Dame so schwer zu verstehen, wenn sie sinngemäß meint: "Ist o.k., ich bin einverstanden, wenn der Nachbar zuerst seine Maus rettet und dann mich." Ist das nicht eine zutiefst liberale Antwort? Steht es nicht jedem Menschen zu, sein eigenes Leben freiwillig hintanzustellen? Ist das für Sie absurd?

Und egal, wie wir diesen "auf die Spitze getriebenen Wahnsinn" jetzt "verstehen": Was hilft es den bemitleidenswerten Viechern in der industriellen Fleischproduktion und in den Versuchslabors?