Mittwoch, 19. Oktober 2011

Nette Graphik, irgendwie ...

18 Kommentare:

Taschenrechner hat gesagt…

Schaut erschreckend aus, ist es auch zum Teil, und teilweise auch wieder nicht. Hier mal ein paar Prozentzahlen der durchschnittlichen Steigerung:

letzten 60 Jahre .... 9.3% p.a.
letzten 30 Jahre .... 7.4% p.a.
letzten 20 Jahre .... 6.9% p.a.
letzten 10 Jahre .... 5.3% p.a.

Das bedeutet: Der Zuwachs bremst sich ein. Das hat natürlich auch was mit sinkenden Inflationsraten und sinkendem Wirtschaftswachstum zu tun.

Klar ist, daß man nicht - in %-BIP-Anteil ausgedrückt - endlos die Verschuldung steigern kann. Daß man staatliche Schuldenstände auch regulär wieder reduzieren kann, dafür gibt es Beispiele, nicht zuletzt auch das sozialistische Schweden.

Le Penseur hat gesagt…

Nun, man kann sich alles "taschen-schön-rechnen". Ich stelle jedenfalls fest, daß bei einer gegenüber 1950 nicht eben gigantisch gewachsenen Bevölkerung die Staatsverschuldung aufs über 200-fache gestiegen ist.

Da sich die Zeiträume der obigen Graphik fast mit der Lebenszeit eines Menschen decken, müßte ein sechzigjähriger Mann demnach (bei 3,5 kg Geburtsgewicht) rund 710 kg wiegen. Was ich als höchst ungesunde Steigerung empfinde ...

Daß man staatliche Schuldenstände auch regulär wieder reduzieren kann, dafür gibt es Beispiele, nicht zuletzt auch das sozialistische Schweden.

Man kann (fast) alles, wenn man will. So, wie's da bei uns aussieht, bezweifle ich aber lebhaft, daß man will.

FDominicus hat gesagt…

Es dämmert wohl immer mehr Leuten, daß wir hier auf dem "falschen" Trip sind. Es gibt aber einen fast unausrottbaren Aberglauben. Mit Schulden kann man Wohlstand schaffen. Das ist so als ob an einem der schon x % seines Blutes verloren hat noch mal zur Ader lassen würde. Nirgendwo wird derartig Schindluder mit so vielen getrieben wir mit den Staaten und Ihren Schuldenexzessen.

Taschenrechner hat gesagt…

"Mit Schulden kann man Wohlstand schaffen."

Das ist grundsätzlich nicht falsch. Die Dosis macht das Gift.

Es kommt halt immer darauf an, WOFÜR Schulden gemacht werden, was damit finanziert wird: Der Konsum beim Branntweiner etwa oder z. B. ein Hausbau.

Und es kommt darauf an, WIEVIEL Schulden gemacht werden.

Das Fatale in der Politik ist der (wählergetriebene) Glaube ans monetäre perpetuum mobile: Man erhöht die Staatsausgaben und erhält dadurch automatisch mehr Steuereinnahmen bzw. daß man Steuereinnahmen beliebig steigern kann.

Le Penseur hat gesagt…

@Taschenrechner:

In einem reellen Geldsystem kann man mit Schulden in der Tat Wohlstand schaffen: der Gläubiger (d.h. der Geldbesitzer, der auf Konsum und/oder Eigeninvestition des Geldes verzichtet) erhält für diesen Verzicht die Zinsen, der Schuldner wird in die Lage versetzt, zu investieren (z.B. Betriebsmittel zu kaufen) und damit seine Produktivität zu erhöhen. Schon dann, wenn der Kredit auch in diesem System bloß für Konsumzwecke verwendet wird, ist eine Wohlstandsmehrung zweifelhaft: ist es nicht letztlich egal ob Herr Gläubiger sich z.B. einen zusätzlichen Fernurlaub gönnt, oder Herr Schuldner?

Im derzeitigen System gerät das jedoch zum Betrugskarussell: nicht erspartes, d.h. bis dahin (bis auf die Teilreserve) nicht einmal existentes (!) Geld wird gegen das Versprechen, es in Zukunft zurückzuzahlen, als "Kredit" vergeben. Wer damit Wohlstand schaffen möchte, glaubt vermutlich auch der Erzählung von Baron Münchhausen, der sich am Schopf auf dem Sumpf gezogen haben wollte ...

Taschenrechner hat gesagt…

@LePenseur


Oje, wieder einmal die Leier vom "falschen" und vom "wahren" ("reellen") Geld. Es liegt mir fern, Ihnen irgendwas zu empfehlen, aber: Sie sollten das nochmal überdenken.

Kredit bedeutet: Den Empfang einer wirtschaftlichen Leistung und das Versprechen, die Gegenleistung in der Zukunft zu erbringen. Es ist ein Tauschgeschäft mit einer eingebauten Zeitkomponente, einer zeitlichen Verzögerung.

Betrug liegt dann vor, wenn der Kreditnehmer von vornherein weiß, daß er die Gegenleistung nie wird erbringen können oder gar nicht erbringen will.

Was hat das nun mit Geld zu tun? Zunächst mal nichts. Sie liefern mir z. B. schöne Blogartikel, die ich mit Genuß und Belehrung konsumiere, und ich verspreche Ihnen eine unbestimmte Gegenleistung in der Zukunft, z. B. daß ich für Sie regelmäßig ein gutes Wort in Gottes Ohr einlegen werde. Wenn Sie mit dieser Gegenleistung zufrieden sind, haben wir schon ein schönes Kreditgeschäft ganz ohne Geld.

Welche Rolle Geld spielen kann und spielt, "wahres" und "falsches", überlasse ich an dieser Stelle Ihrem Scharfsinn. Mein Kommentar würde sonst nämlich zu lang.

Le Penseur hat gesagt…

@Taschenrechner:

Ich darf Sie zitieren:

Kredit bedeutet: Den Empfang einer wirtschaftlichen Leistung und das Versprechen, die Gegenleistung in der Zukunft zu erbringen. Es ist ein Tauschgeschäft mit einer eingebauten Zeitkomponente, einer zeitlichen Verzögerung.

Im Teilreservensystem ist die wirtschaftliche Leistung, die empfangen wird (nämlich die zugezählte Darlehensvaluta) real zu 90% nicht vorhanden. Ich erhalte also nicht Geld, sondern (sogenanntes) "Geld", welchem in Wahrheit nur mein Rückzahlungsversprechen entspricht. Ich erhalte also das, was ich erst in Zukunft leisten werde. Wenn ich aber das erhalte, was ich erst leisten muß, dann erhalte ich in Wirklichkeit — was? Nichts (außer dem Teilreserveanteil).

Wie würden Sie ein Geschäft bezeichnen, in dem die ein Teil verpflichtet ist, bspw. 1000,- (+ Zinsen, wohlgemerkt) zurückzuzahlen, der andere jedoch vorgeblich 1000,- gegeben hat — welche er aber (ganz "legal", versteht sich) zu ca. 90% aus der hohlen Hand "schöpfen" durfte?

Wenn man nicht waschechter Positivist ist, wird wohl der gesunde Hausverstand sagen, daß es sich hiebei um eine raffinierte Form von Beschiß des Schuldners handelt. Daß das so ist, sieht man sofort, sobald man der Einfachheit halber annimmt, dieser "Kredit" würde nicht bei einer Geschäftsbank, sondern direkt bei der Notenbank (bspw. EZB) erteilt.

Dann sieht man nämlich, daß der Schuldner von seinen Produktionserträgen zwar 1.000,- (+ bspw. 6% Zinsen p.a.) zurückzahlen muß, wogegen die Notenbank nur eine paar Tastendrücke benötigt, um folgende Buchung zu machen:

(Soll) Kreditforderung XY / an (Haben) Geldumlauf: 1.000,00 EUR

Dann braucht sie nur mehr in die Lade zu greifen, und bedrucktes Papier im Wert von ca. 0,50 über den Tresen zu schieben, um daraus ein jährliches Einkommen i.H.v. 60,- zu lukrieren. Eine Gewinnmarge von schlanken 12000% ohne Teilreserve (die die Notenbank ja faktisch nicht braucht) und von knapp 60% p.a. für eine Geschäftsbank bei 10% Teilreserve. Also eine Marge die freiwillig niemand bezahlen würde und unter normalen Umständen auch niemand die Stirn hätte zu fordern.

Warum das trotzdem geht? Weil es einen gesetzlichen Annahmezwang für Papiergeld gibt: ein Euro ist ein Euro ist ein Euro. Die sprichwörtliche »Lizenz zum Gelddrucken« ...

Wenn Sie mir jetzt erklären wollen, daß das ein normales, gesundes, zukunftsträchtiges Wirtschaftsmodell ist, dann kann ich Ihnen auch nicht helfen ...

Taschenrechner hat gesagt…

@LePenseur

Ich kann Ihnen zunächst lediglich erklären, daß Sie ein Verrechnungssystem nicht ohne den wirtschaftlichen Güterfluß denken sollten.

Z. B. wenn Sie mich beraten, wie ich am besten Steuer sparen kann, so haben Sie eine Leistung erbracht und ich diese angenommen. Ich schulde Ihnen für diese Beratung also etwas. Sie haben ein Guthaben und ich habe eine Schuld aufgrund Ihrer Beratung. Guthaben und Schuld sind scheinbar "aus dem Nichts" entstanden, tatsächlich liegt aber eine "reelle" Beratungsleistung zugrunde. Oder würden Sie etwa sagen, daß Ihre Beratungsleistung zu 90% nicht real vorhanden ist?

Wenn wir jetzt eine Zeit verstreichen lassen, wird durch die Verzinsung Ihr Guthaben größer und ebenso meine Schuld. Um meine Schuld bei Ihnen zu tilgen, muß ich Ihnen etwas verkaufen, d. h. Ihnen eine Leistung anbieten, die Sie annehmen. Ich könnte z. B. sagen: Für Ihr Guthaben male ich 3 Zimmer Ihrer Villa aus. Sie lehnen vielleicht ab, weil Sie einstweilen noch ein bißchen Zinsen akkumulieren wollen. Dann sage ich also 3 Jahre später: Ich male Ihnen 4 Zimmer aus. Sie akzeptieren - und Schuld und Guthaben verschwinden wieder "ins Nichts" durch das Ausmalen der 4 Zimmer.

Wo hier der Beschiß liegen soll, erschließt sich mir nicht. Sie haben mir Kredit gegeben und ich habe den Kredit erfolgreich getilgt.

Wir können dieses simple Beispiel noch um eine Bank und eine Notenbank und eine Verrechnungseinheit erweitern - dann sind wir bei unserem Finanzsystem.

Taschenrechner hat gesagt…

Ich möchte jetzt noch einen 2. weiterführenden Teil zu meinem vorigen Kommentar nachschieben.

Dabei knüpfe ich an das obige Beispiel an: LePenseur erbringt an Taschenrechner eine Beratungsleistung, es entsteht dadurch eine Gläubiger-Schuldner-Beziehung. LePenseur ist der Gläubiger bzw. Kreditgeber, Taschenrechner der Schuldner bzw. Kreditnehmer.

Wir stellen diese Beziehung schematisch so dar:

(Taschenrechner) S = G (LePenseur)

Dokumentiert wird die Kreditbeziehung durch einen Schuldschein, d. h. Taschenrechner schreibt auf einen Zettel, daß er dem Zettelinhaber etwas schuldet und übergibt den Schein an LePenseur.

Die Frage, in welcher Einheit die Schuld gemessen wird, stellen wir aus didaktischen Gründen zurück. Begnügen wir uns einstweilen damit, daß durch den Schuldschein eine Schuld samt Verzinsung etc. dokumentiert wird.

Nun ist so eine Kreditbeziehung ein Risiko für den Gläubiger - der Schuldner könnte ja unfähig zur Leistungserbringung sein. Der Gläubiger möchte vielleicht sein Risiko reduzieren. Eine Möglichkeit dafür: Er verkauft den Schuldschein an eine Bank. Dadurch erweitert sich die Zweierbeziehung zu einer Kreditkette:

S = Bank = G

Der Gläubiger wurde zum Kreditgeber der Bank (er hat bei ihr ein "Bankguthaben") und die Bank zum Kreditgeber des Schuldners. Das Schema drückt das Wesentliche aus: Die Bank steht zwischen Schuldner und Gläubiger, sie ist ein Intermediär, ein Zwischenstehender.

Es gibt mehrere Gründe und Eigenschaften für diese Kreditkette, ein Aspekt ist: Die Bank haftet mit ihrem Eigenkapital. Wenn also der Schuldner nicht leistet, muß die Bank ersatzweise mit ihrem Eigenkapital an den Gläubiger leisten.

In der Praxis läuft der Kreditvorgang in der Reihenfolge meist umgekehrt: Der Schuldner geht zur Bank, übergibt ihr einen Schuldschein und geht mit dem dafür erhaltenen Bankguthaben beim Gläubiger einkaufen.

Nun sagt sich der Gläubiger: Nur Bares ist Wahres - ich will Geldscheine sehen. Hier kommt die Notenbank ins Spiel, die Kreditkette erweitert sich nochmals:

S = Bank ~ Notenbank = G

Diese Kreditmechanik trifft im Publikum größtenteils auf Unverständnis und Ablehnung. Es ist auch hier nicht der Platz, um alle Aspekte zu beleuchten. Möge der interessierte Leser dies als Hinweis und Denkanstoß für weitere eigene Überlegungen nehmen, insbesondere zu solchen Stichworten wie „Teilreserve“, „aus der hohlen Hand schöpfen" = „raffinierte Form von Beschiß des Schuldners“ usw.

Taschenrechner hat gesagt…

Nun noch eine Bemerkung zu den angeblich "fantastischen" Gewinnmargen der Banken. LePenseur schrieb von 12000% und 60% p.a. Wenn dem so einfach wäre, dann wären Banken eine sichere Goldgrube und würden stets fetteste Gewinne schreiben. Ein kurzer Realitäts-Check macht klar: Dem ist nicht so. Bekanntlich sind schon Banken pleite gegangen und gar manche mußten staatlicherseits gestützt werden. Selbst Notenbanken können pleite gehen!

Banken zahlen an ihre Kreditgeber typisch 0-8% Zinsen (je nach Laufzeit und Rangstellung etc.) und verlangen von ihren Kreditnehmern typisch 4-12% Zinsen (je nach Laufzeit, Besicherung usw.) Die Zinsdifferenz von typisch 3-4% muß sämtliche Kosten des laufenden Betriebs abdecken und soll verbleibend den Aktionären einen Gewinn liefern. Bankaktionäre wissen um das hohe Risiko (hohe Hebelung) ihres Kapitaleinsatzes...

Neben dem klassischen Kreditgeschäft gibt es natürlich noch andere Geschäftszweige wie z. B. Investmentbanking usw.

FDominicus hat gesagt…

Sie irren sich: "Mit Schulden kann man keinen Wohlstand schaffen, Das kann man nur wenn man vorher gespart hat. Nur wenn man "über" die Jahre sein Geld gespart hat kann man auch etwas verleihen. Im Augenblick wird etwas verliehen dem nichts entgegen steht. Geld wird nicht "verliehen" sondern "geschöpft" und somit liegen Sie falsch.

Eine hohe Sparquote ist zwingende Grundlage für Möglichkeiten zu investieren. Geld aus dem Nichts ist nicht gespart noch hat es irgendeinen Wert es ist einfach nur eine Zahl auf dem Papier.

Im Augenblick ist es sogar noch schlimmer man schöpft Geld für neue Kredit nur um alte Kredite zu bedienen. Somit ist diese Geld schlicht und einfach gleich weg. Es steht dem wirklich gar nicht mehr gegenüber außer einer anderen Zahl.

Somit irren Sich sich ziemlich gründlich. Nur aus einem Kapitalstock kann Wohlstand kommen.

Taschenrechner hat gesagt…

"Im Augenblick wird etwas verliehen dem nichts entgegen steht."

Der Kommentar von @Friedrich ist eine recht gute Vorlage, um das zugrundeliegende Mißverständnis zu skizzieren:

Im Friedrichschen Denkmodell hat eine Bank einen Keller voll Goldmünzen, die sie an Kreditnehmer verleiht. Die Kreditnehmer tauschen anschließend die Goldmünzen im Markt gegen Wirtschaftsgüter. Um den Kredit an die Bank zurückzuzahlen, müssen die Kreditnehmer eigene Leistungen am Markt gegen Goldmünzen verkaufen. In diesem Friedrichschen Denkmodell ist die Bank (bzw. die Goldbesitzer) der einzig mögliche Kreditgeber und im Markt finden lediglich kreditlose Tauschgeschäfte statt (Goldmünzen gegen Wirtschaftsgüter).

Anders die Realität unserer Wirtschaft: Hier sind die Kreditgeber die Marktteilnehmer selbst, in der großen Mehrheit die kleinen unselbständigen Arbeitnehmer, die Arbeitsleistung erbringen. Im Markt finden laufend kreditgenerierende und kredittilgende Tauschgeschäfte statt. Man muß kein Goldbesitzer mehr sein, um Kreditgeber werden zu können: Jeder Besitzlose wird zum Kreditgeber, indem er seine Arbeitskraft bzw. Arbeitszeit verkauft.

Dieser Unterschied im Kreditmechanismus wird größtenteils nicht verstanden.

eulenfurz hat gesagt…

Verläuft diametral zur Geburtenrate. Am besten noch vergleichbar mit dem Goldpreis. Wohin alle diese schönen Kurven führen, sollte jedem klar sein. Deshalb: Kurven verbieten!

eulenfurz hat gesagt…

@Friedrich:
"Somit ist diese Geld schlicht und einfach gleich weg."

Wenn man schaut, was in Europa noch an Privatvermögen herumschwirrt, dann sind die Staatsschulden locker bezahlt. Hat also alles noch eine reelle Grundlage. Dafür gibt's jetzt auch den Zensus zur Gebäudeerfassung. Der läuft tatsächlich offiziell unter dem Leitspruch: "Wissen, was morgen zählt."

http://eulenfurz.wordpress.com/2011/09/22/zensus/

Le Penseur hat gesagt…

@Taschenrechner:

Okay, wenn man "Kredit" in diesem weiten, streng rechtlichen Sinne versteht, dann haben Sie freilich recht: wenn ich im Restaurant eine Leberknödelsuppe und ein Wiener Schnitzel bestelle und esse, dann gewährt mir der Wirt bspw. von 12:49 bis 13:14 einen Kredit in Höhe von € 12,90 — der von mir um 13:14 beim Bezahlen getilgt wird. Ebenso "kreditieren" mir meine Angestellten seit 1.10.2011 ihre aliquoten Löhne für die erbrachte Arbeitsleistung, so wie ich meinen Klienten bis zur Fatierung der vereinbarten Beratungshonorate(was in der Regel auch einige Wochen bedeutet) diese "kreditiere".

Naja, daß diese Kreditverhältnise wohl nicht zum Aufbau von systemgefährdenden Zirkulationskrediten (i.S. von Mises') führen werden, dürfte freilich unbestritten sein.

Es bedarf nicht der naiven Vorstellung, daß eine Bank einen Keller voller Goldmünzen benötigt, um Kredite vergeben zu können. Für ein soldiges Kreditsystem, das nicht zur Blasenbildung neigt und nicht nach einiger Zeit notwendig im Systemcrash endet, reicht es, daß die Geldmenge nicht durch Zirkulationskredite (d.h. solche, denen keine Sparleistung vorangeht) nahezu beliebig ausweitbar ist. Ein solches System ist im Gegensatz zum derzeitigen Teilreservensystem mit vorersparnisloser Schöpfung von Geld durch die Zentralbank und (sic!) die Geschäftsbanken gegen rein zukünftige Rückzahlungsversprechen weitgehend störungsfrei, weil hier eben Kredite nur dann vergeben werden, wenn es korrespondierende Ersparnisse gibt. Das feit niemanden vor möglichen Verlusten, wenn der Schuldner pleitegeht — aber das betrifft eben nur das Verhältnis von konkretem Gläubiger und Schuldner und regelt sich über den Markt relativ schnell: Schuldner werden für wackelige Projekt einfach kein Geld bekommen (oder nur für einen entsprechend hohen Zinssatz, der die meisten Projekte dann unlukrativ werden läßt).

Wird hingegen die Geldmenge einfach im Hinblick darauf, daß eine künftige Rückzahlung versprochen wird, ausgeweitet, so beeinflußt dieses neu geschaffene Geld die gesamte Volkswirtschaft, indem es inflationär wirkt. Und indem es die Zinssätze insgesamt unrealistisch senkt, wodurch scheinprofitable Investments entstehen.

Irgendwann kommt natürlich die Stunde der Wahrheit auch im Teilreservesystem: ein unprofitables Investment geht pleite, auch wenn die Zinsen niedrig sind. Und es geht auch nicht gleich pleite, sondern später. All das akkumuliert den gesamtwirtschaftlichen Schaden.

Taschenrechner hat gesagt…

@Le Penseur

Wie ich sehe, sind Sie bestens als "Österreicher" geschult (um nicht das häßliche "indoktriniert" zu verwenden). Stichwort Zirkulationskredit usw. Nicht, daß mich das sonderlich überrascht. Aber es enttäuscht mich doch ein wenig. Gerade bei Ihnen - einem Le Penseur! - hätte ich schon mehr erwartet. Aber jeder hat halt so seine kleinen Schwächen. In diesem Sinne werde ich weiterhin - so wie bisher - Ihre guten Blogartikel mit freundlichem Dank genießen.

Le Penseur hat gesagt…

@Taschenrechner:

Es freut mich, Sie nicht zu überraschen, es dauert mich, Sie zu enttäuschen (wenn auch nur, aber eben doch ein wenig).

Daß Sie mir meine kleinen Schwächen nachsehen, beglückt mich — und wird mich sicherlich anspornen, vielleicht doch irgendwann Ihren Erwartungen entsprechen zu können.

Haben Sie Dank für Ihre ermunternden Worte! Sie werden mir stets im Gedächtnis sein ...

FDominicus hat gesagt…

@Taschenrechner
Nirgendwo habe ich auch nur ansatzweise geschrieben, daß nur Banken Kredit geben können. Es geht um eine grundsatzlichhes Denkmodell, nämlich das nur Überschüsse "verliehen" werden können. Auch die Argumente mit den Angestellten verfangen nicht. Denn auch da "besitzen" die Firmen im Prinzip das Geld was Sie irgendwann dem Angestellten bezahlen werden. Schwebende Geschäfte sind durchaus denkbar. Es geht um die prinzipielle Einstellung nur etwas "verleihen" zu können was man hat oder eben in einem Geschäft ausgemacht hat zu leisten. Es sollte Ihnen auch klar sein, daß ich das was ich schrieb als Ideal ansähe, das aber die Realtität damit nichts zu tun hat.