Samstag, 3. September 2011

»Mehrheit hinter Faymann«

... jubiliert heute der Kurier, Österreichs bewährte GroKonellen-Postille. »In beiden Streitfragen der Koalition, Aus für Wherpflicht und Vermögenssteuer, punktet der Kanzler.«

Nun ist der Kurier sinnerfassender Schlagzeilengestaltung offenbar nicht mächtig, denn »Aus für Wehrpflicht und Vermögenssteuer« hieße ja, die (ohnehin seit den 90er-Jahren nicht mehr bestehende) Vermögensteuer abschaffen zu wollen — was Faymann natürlich nicht will, sondern ganz im Gegenteil eine solche wieder einführen. Aber davon mal abgesehen: allein die Tatsache, daß 71% der vom OGM-Institut befragten Personen für eine Vermögensteuer sind, die (so sagt Faymännchen wenigstens jetzt) ohnehin nur das eine Prozent der »Reichen« treffen soll, zeigt deutlich den Webfehler unserer — nein: jeder! — »Demokratie«: 71% der von einer Steuer zu 99% überhaupt nicht Betroffenen stimmen begeistert zu, einer Minderheit von einem Prozent etwas wegzunehmen.

Das bewegt sich so ungefähr auf dem Niveau einer hypothetischen Volksbefragung aus tausendjährigen Zeiten, in der die Bevölkerung befragt worden wäre, was man denn mit dem einen Prozent Juden anfangen solle. Nicht undenkbar, daß die Nürnberger Rassengesetze auch eine Zustimmung von 71% gefunden hätten. Ach, wie demokratisch das doch gewesen wäre ...

Nun wird man natürlich sofort entgegenhalten, daß die Einführung der Nürnberger Rassengesetze vollkommen unvergleichbar mit der Einführung einer Vermögensteuer sei. Nun, keine Frage! Die beiden sind etwa so sehr vergleichbar oder eben unvergleichbar, wie der Sommergespräch-Standpunkt unseres Bundeskanzlerdarstellers (»Ich vergönne diesen 80.000 Österreichern ihr großes Vermögen. Es geht um einen Steuersatz von 0,3 bis 0,7 Prozent, den wir für das Sozialsystem brauchen.«) mit dem des begabten und belobten (inzwischen ehemaligen) Jungsozi-Funktionärs Sebastian Seidlitz (»... es wird Zeit aufzustehen auf die Straße zu gehen und ein jeder wird verstehen dass die Reichen bald ihr Ende sehen ... Angesicht zu Angesicht werden sie geschlachtet und ihre Gründe an Obdachlose verpachtet wir werden sie entmachten diese Schweine wie sie über uns lachten doch ihren Reichtum werden wir uns stehlen danach werden wir sie quälen ... Reiche entmachten jetzt!!« — wurde erst vor ein paar Tagen gaaanz dezent gemeldet bzw. gleich unter den Teppich gekehrt, man erinnert sich vielleicht) ... Es ist der Unterschied zwischen Abzocken und Abschlachten.

Offenbar ist in Österreich der Verzicht aufs Abschlachten schon die hinreichende Qualifikation, Bundeskanzler zu werden. Bei Faymännchen fiele mir nämlich auch bei längerem Nachdenken keine andere ein — was freilich bei der massiven Mehrheit von Herren (& Frauen) Karl, die hinter ihm steht, auch nicht verwundert ...

4 Kommentare:

FDominicus hat gesagt…

"Offenbar ist in Österreich der Verzicht aufs Abschlachten schon die hinreichende Qualifikation, Bundeskanzler zu werden."

Lieber Penseur, ich denke damit stehen Sie in Österreich nicht alleine da. Ich glaube irgendwo irgendwie hat da etwa wirklich übles das 1000-jährige Reich und diese Staatsform die wie war es noch - ach ja die weder Ochs noch Esel aufhalten kann überstanden.

Ich habe den Eindruck der name ist irgenwie von National oder Sozial auf Öko umgeschwenkt. Vielleicht schauten wir uns mal die diversen Parteiprogramme der diversen Schattierungen DER PARTEI an....

Irgendwer hat gesagt…

Abgesehen vom Demokratie-Webfehler schießen sich diese Vermögenssteuerbegeisterten letztlich selbst ins Knie. Denn sie werden diese Vermögenssteuer mitberappen, sei es als Wohnungsmieter oder als kleiner Angestellter, der die Kapitalkosten erwirtschaften muß bzw. den Arbeitsplatz wegen Kapitalflucht verliert.

Das Traurige daran: Statt daß man sagt, "Reich werden ist geil, jeder soll möglichst vermögend werden" (eine Losung z. B. aus dem kommunistischen China der letzten Jahrzehnte), predigt man im Hausmeisterland den Nivellierungsweg nach unten: "Du hast es zu etwas gebracht und das paßt mir nicht, also her mit deiner Marie."

Woanders zeigt man stolz seinen Reichtum her, im Land des Herrn Karl ist man als "Reicher" automatisch ein Verbrecher, der sein Vermögen nur unredlich erworben haben kann - mit Ausnahme der sozialistischen Funktionärspenthäuser und Bonzendatschen natürlich.

Oder, wie es schon in einer Karikatur des 19. Jahrhunderts, in den "Fliegenden Blättern", gezeigt wird: Man sieht einen Kommunisten mit einem Bürger im Gespräch. Der Bürger sagt: "Ja, du redest immer von Gleichheit und Güterteilen, allein ich setze den Fall, wir haben geteilt, und ich, ich spare meinen Teil, doch du verschwendest den deinigen, was dann?" Der Kommunist antwortet: "Ganz einfach! Dann teilen wir wieder." - 2 Jh später nichts Neues unter der Sonne...

Volker hat gesagt…

Kann sein dass ich es schon mal gepostet habe. Aber weil es so gut zum Thema passt:

http://www.monarchieliga.de/person/moeller-martin/hoppe-demokratie.htm

Hoppe zeigt mit wirtschaftswissenschaftlichem Instrumentarium, daß ein Monarch, den man sich analog einem Privateigentümer eines gegebenen Landes vorzustellen hat, als rationaler homo oeconomicus gar nicht anders kann, als für die langfristige Wertsteigerung seines Gebietes Sorge zu tragen. Dagegen sei mit der Demokratie der Weg zum Umverteilungs- und Enteignungsstaat beschritten, der sich im Laufe der Zeit verfestigt: Wo die Sachwalter des Gemeinwesens kein Privatinteresse mehr an diesem haben (es etwa ihren leiblichen Erben zu hinterlassen), wachse die Bedeutung kurzfristiger Überlegungen, um begehrliche Schichten der Bevölkerung zufriedenzustellen. Das „allgemeine pp. Wahlrecht“ rückt jedermanns Eigentum in den Zugriffsbereich aller anderen. Hoppe zeigt, daß die Tendenz zur Demokratie bereits im 19. Jh. überall zugenommen hat und daß mit der Zulassung immer breiterer Bevölkerungsschichten zur Wahlurne sich eine Tendenz zur Verantwortungslosigkeit, zu sozialistischen Umverteilungsdenken und zu Neidideologien durchsetzte: „Der Anreiz Produzent oder Eigentümer zu sein wird reduziert, der entgegengesetzte Anreiz wird reduziert. Subventionierung von Arbeitslosigkeit und Armut führt zu mehr Arbeitslosigkeit und Armut … “

Anonym hat gesagt…

"Reichensteuer" lautet das linkspopulistische Schlagwort. Die wirklich Reichen, die sog. Investoren, in Russland nennt man sie Oligarchen, werden aber "ihr" Geld (das von uns stammt, zB das verschwundene Geld der BAWAG) vor der Besteuerung in Sicherheit zu bringen wissen. Leute auserwählten Geblüts wie Schlaff, Wlaschek und Co.

Deshalb wird, fürchte ich, der Begriff des "Vermögens" nach unten ausgeweitet und jeder Grund- und Hausbesitzer, also auch jeder Häuselbauer, oder Landwirt, besteuert werden. Die Sparguthaben vielleicht auch, trotz bereits vorhandener "Endbesteuerung". Gut, vielleicht wird einfach die KEST angehoben.
Nescio