Sonntag, 12. September 2010

Stark wie der Tod ist die ...

... nicht die Liebe, wie es uns das Hohelied weismachen will — nein, heute sind die Menschen bzw. Politiker anders, und man kann wohl, wenn man sich IM Erikas Reaktion auf Bärbel Bohleys Tod auf der Zunge zergehen läßt, eine pägnante Note von Heuchelei dabei schmecken ...
Die DDR-Bürgerrechtlerin und Künstlerin Bärbel Bohley ist tot. Sie erlag im Alter von 65 Jahren im engen Familienkreis einem Krebsleiden. Kanzlerin Merkel zeigte sich „zutiefst betroffen“.
Manchmal ist die korrekte Zitation in Gänsefüßchen zugleich die entlarvendste. Und daß sie sich betroffen »zeigte« (was offen läßt, ob sie es auch war), ist eine — wir können getrost vermuten: unbeabsichtigte — Finesse des Reporters.
„Für viele, auch für mich, waren ihr Mut und ihre Gradlinigkeit beispielhaft“, sagte Merkel weiter.
Und warum nahm und nimmt sie sich dann an ihr kein Beispiel? Völlig klar: weil es ihre Chancen verringern könnte, an den Fleischtöpfen der Macht als Berufspolitikerin so lange wie möglich zu verweilen. Nur sollte man mit einer derart merkantilen Gemütsstruktur nicht das Andenken an eine mutige und uneigennützige Tote durch Betroffenheitsphrasen schänden. Karl Eduards Kanal bringt die Sache auf den Punkt:
Bärbel Bohley ist tot

und Angela Merkel lebt. Na, das sagt doch wohl alles.
In der Tat: das sagt alles — und zwar genau das, was der Berliner Volksmund mit der Redensart:

Sowas lebt, und Schiller mußte sterben!

treffend zu charakterisieren weiß.

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